Vienna Shorts Festival: Je kürzer, desto besser
Ab heute sind in Wien Kurzfilme aus aller Welt (und Österreich) zu sehen.
Im Grunde sind Kurzfilme Alpha und Omega des Kinos. Die ersten Laufbilder waren oft nur wenige Sekunden lang. Nur langsam tasteten sich Technik und Gewohnheit an das heran, was man sich heute unter „Spielfilmlänge“vorstellt. Inzwischen schwindet die Bedeutung der klassischen Kinoerfahrung wieder. Serien, deren Folgen meist nicht länger dauern als eine Stunde, dominieren den Diskurs. Und die Jugend vergnügt sich auf YouTube mit kürzesten Clips.
Ist die „kleine Form“also näher an der Essenz der siebten Kunst, als landläufig angenommen wird? Vom 29. bis 4. Juni kann man dieser Frage beim Vienna Shorts Festival nachgehen, das heuer sein 15-jähriges Bestehen feiert: Wie immer eine filmische Wühlkiste, die sich eher als Versuchslabor, Netzwerkveranstaltung und Talentbörse versteht denn als Leinwand-Exzellenzcluster.
Zu sehen gibt es (verteilt über mehrere Spielstätten, fünf Wettbewerbe und etliche Nebenschienen) sehr viel, aus aller Welt und Österreich – etwa Kurdwin Ayubs schönes Dramolett „Boomerang“: 20 Minuten Klassen-, Culture- und Generations-Clash in einer gespaltenen Familie, zwanglos, humorvoll, authentisch. Die Animation Avantgarde bietet filigrane Psychedelik („Solar Walk“), als Tribute-Gast kommt Collagekünstlerin Martha Colburn, eine Virtual-Reality-Sektion lädt zur Versenkung in Kunstwelten. Zugleich bemüht sich das Festival um politische Profilschärfung: Das aktuelle Motto lautet „We Need To Disagree“, ein zugehöriger Fokus widmet sich im Andenken an 1968 den „Spaltungen im öffentlichen Diskurs“. Eröffnet wird heute um 19.30 im Gartenbaukino. (and)