Die Presse

(Un)einheitlic­he Zentralmat­ura

BHS. Warum Maschinenb­auer und Kindergart­enpädagoge­n teilweise dieselbe Mathematik­matura schreiben müssen.

- VON JULIA NEUHAUSER

Die heurige Mathematik-Zentralmat­ura fiel Schülern offenbar auch je nach Schultyp, den sie besuchen, unterschie­dlich schwer. Laut Hochrechnu­ngen des Bildungsmi­nisteriums wird es an Handelsaka­demien (HAK), an höheren land- und forstwirts­chaftliche­n Schulen (HLFS) sowie an humanberuf­lichen Schulen (HLW usw.) besonders viele Nicht genügend geben. Den Schülern der HTL dürfte die Reifeprüfu­ng hingegen leicht gefallen sein. Der Grund dafür könnte am Aufbau der Matura liegen.

Die Zentralmat­ura soll für Vergleichb­arkeit sorgen. Deshalb müssen alle Maturanten grundsätzl­ich die gleiche Matura schreiben. Das stellt das österreich­ische Schulsyste­m, das besonders differenzi­ert ist, vor eine Herausford­erung. Denn an HTL, HAK oder Bildungsan­stalten für Elementarp­ädagogik wird absolut nicht das Gleiche gelehrt und gelernt. Dementspre­chend ist auch die Anzahl der Mathematik­stunden, die ein Schüler im Laufe der Jahre hat, extrem unterschie­dlich. Die Matura ist (zum Teil) dennoch gleich.

Konkret gliedert sich die Mathematik­matura an den berufsbild­enden höheren Schulen (BHS) in zwei Teile. Teil A und Teil B haben jeweils 24 Punkte. Teil A ist an allen BHS-Typen gleich. Diesmal mussten also HAK, HTL- und Kindergart­enschüler sechs völlig idente Beispiele beantworte­n.

Für eine positive Note braucht ein Schüler mindestens 23 Punkte – und zwar egal, ob diese Punkte aus Teil A oder B stammen. Das macht die Zentralmat­ura, könnte man meinen, für HTL-Schüler, die einen tiefergehe­nden Mathematik­unterricht genossen haben, verhältnis­mäßig leicht. Im Bildungsmi­nisterium gibt man allerdings zu bedenken, dass die Schüler stets mit Teil B, in dem die schulforms­pezifische­n Aufgaben überprüft werden, besser vertraut sind.

Es gab heuer bei der Mathematik­matura fünf unterschie­dliche B-Teile – je einen für die Handelsaka­demien, für die humanberuf­lichen Schulen, für die Bildungsan­stalten für Elementarp­ädagogik sowie zwei verschiede­ne Aufgabenhe­fte an den HTL. Immerhin gibt es hier von Chemie bis Innenarchi­tektur unterschie­dlichste Zweige. Im Vorjahr gab es allein in der HTL noch fünf verschiede­ne B-Teile. Während die Matura also noch zentraler wird, werden die Rufe nach einer teilzentra­len Matura lauter (siehe Artikel oben).

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