Schein und Sein: Die verfahrene Verkehrspolitik
Transportverlagerung auf die Schiene? Leider weiter Fehlanzeige!
Ö sterreichs Frächter haben ihr Transportvolumen im Vorjahr laut Statistik Austria wieder um fast drei Prozent gesteigert. Nur die österreichischen, die Transporte der „ausgeflaggten“und der ausländischen Frächter sind da noch nicht enthalten. Alle zusammen haben im Jahr davor ein Transportplus von 5,7 Prozent erzielt. Doppelt so viel wie die Bahn, wobei sie in Österreich ohnehin weit besser als der EU-Schnitt ist.
Die Verlagerung von Transporten von der Schiene auf die Straße setzt sich also fort – in krassem Gegensatz zu allen politischen Willensbekundungen, egal, ob in Wien oder in Brüssel. Und das, obwohl hierzulande in die Schiene (ein Drittel Marktanteil) doppelt so viel investiert wird wie in die Straße (zwei Drittel Marktanteil).
Das alles ist nichts Neues. Aber man fragt sich, wie lang die Verkehrspolitik (die nationale wie die europäische) ihrer sehr teuren Verlagerungsfiktion noch nachhängen wird. Immerhin geht dabei ja unglaublich viel fehlgeleitetes Volksvermögen drauf.
Ein schönes Beispiel wird der EU-Rechnungshof den Österreichern demnächst um die Ohren schlagen: den sündteuren Brenner-Basistunnel, der forciert gebaut wird, obwohl er mangels ausgebauter Zulaufstrecken in Italien und Deutschland nach seiner Fertigstellung wohl gut dreißig Jahre lang nichts Wesentliches zur Güterverkehrsverlagerung auf die Schiene beitragen wird. W ie wäre es, würde man übergeordnete Verkehrsnetze endlich europäisch und ganzheitlich denken? Wir haben es ja sichtlich nicht mit dem Problem zu geringer Investitionen zu tun, sondern damit, dass diese falsch (Stichwort: Fleckerlteppich) und fokussiert bei der Bauindustrie statt bei Organisation und europäischer Koordination getätigt werden.
Uns allen geht der zunehmende Lasterverkehr auf den Autobahnen auf die Nerven, und wir wünschen uns ein sinnvolles Verkehrssystem, in dem die Bahn als Transporteur über lange Strecken eine tragende Rolle spielt. Mit unkoordinierten Milliardeninvestitionen und nationaler Bahnschrebergärtnerei ist das aber leider nicht zu machen.