Ja, dürfen die das? Ruanda sponsort Arsenal
Das arme Land in Afrika wird Trikotsponsor von Arsenal, und der Westen ist empört. Dabei wäre Lob angebracht. „Wir wollen nicht ewig als Almosenempfänger gesehen werden.“
Ruanda wird ab dem kommenden Jahr etwas öfter in unseren Wohnzimmern zu sehen sein. Das afrikanische Land schloss eben einen Sponsorvertrag mit dem britischen Top-Fußballklub Arsenal ab. Für geschätzte 30 Millionen Euro werden Arsenals Kicker drei Jahre lang die Aufschrift „Visit Rwanda“auf ihren Ärmeln tragen.
Mehr hat es nicht gebraucht. Seit der Deal bekannt wurde, schäumt die Boulevardpresse, frei nach dem Motto: „Nicht mit meinem Entwicklungshilfe-Euro!“Tatsächlich erhielt Ruanda im Vorjahr zig Millionen Entwicklungshilfe allein aus Großbritannien. Langzeitpräsident Paul Kagame, selbst ein eingefleischter Arsenal-Fan, sollte damit lieber Straßen sanieren und die Wirtschaft aufbauen, statt sich bei seinem Lieblingsklub „einzu- kaufen“, so die Kritik. Der Beißreflex verrät viel über die Sackgasse, in der die afrikanischen Volkswirtschaften oft stecken, und über den Beitrag des Westens daran. Natürlich, die Menschenrechtsbilanz des Landes ist durchwachsen. Ein triftiger Grund, Ruanda zu meiden, ist das nicht. Sonst müssten aus ethischen Gründen wohl auch Urlaubsflüge nach China gestrichen werden.
Der zentralafrikanische Staat ist voll schöner Seen und entwickelt sich wirtschaftlich durchaus wacker. Die Einnahmen aus dem Tourismus sollen bis 2025 auf 800 Millionen Euro verdoppelt werden – mithilfe der omnipräsenten Gunners als Werbeträger. „Arsenal ist einer der beliebtesten Klubs in Afrika. Jedes Spiel wird von 35 Millionen Menschen gesehen“, verteidigt Clare Akamanzi, Chefin der staatlichen Entwicklungsagentur, die Entscheidung ihres Landes. „Wir wollen nicht ewig als Almosenempfänger gesehen werden.“Waren es nicht die Industriestaaten, die Afrika stets aufforderten, in die Gänge zu kommen? Doch statt sich zu freuen, dass ein Land Initiative zeigt, wird von der Seitenlinie gemosert, dass man den Geldhahn ja zudrehen könne, wenn das Land eh nicht mehr arm sei.
Auch Ruandas Versuch, eine eigene Textilwirtschaft aufzubauen, wird torpediert. Donald Trump attackiert das Land, weil es nicht länger als Endlagerstätte für die abgetragene Kleidung der Amerikaner herhalten will. Ruanda hob den Zoll für Altkleiderimporte von 20 Cent auf 2,50 Euro je Kilo an. Seither hagelt es Drohungen vom Polter-Präsidenten.
Kein Wunder, dass Ruanda alles daran setzt, vom Westen loszukommen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Budget sank in den letzten zehn Jahren von 80 auf 17 Prozent. Schon diese Leistung hätte sich den Applaus der Arsenal-Fans verdient.