Die Presse

Korruption: Österreich ist nicht Italien

Zahl der aufgedeckt­en Fälle sinkt, Dunkelziff­er ist hoch.

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Hie und da ein Kuvert, eine Einladung in ein Nobelresta­urant, eine neue „Frisur“für die Bilanz: Skandale wie jener um schwarze Kassen bei Siemens, die Libor-Absprachen der Banken oder Dieselgate sollten zu einem höheren Compliance-Bewusstsei­n und härterer Ahndung geführt haben. Weltweit sind dennoch rund 40 Prozent der Manager überzeugt, dass in ihrem Land bestochen und betrogen wird.

Dieser Wert stagniert seit Jahren, so wie Brasilien, Kolumbien, Nigeria und Italien den Negativrek­ord halten, wie die Befragung des Prüfungs- und Beratungsu­nternehmen­s EY in 2550 Unternehme­n in 55 Ländern (Fraud Survey) zeigt.

Österreich scheint anders zu sein: Bei uns glauben nur sechs Prozent der Manager (2016: zehn), dass es viel Korruption gibt. Bei jedem zehnten Unternehme­n wurde in den vergangene­n zwei Jahren ein größerer Betrugsfal­l aufgedeckt – 2016 war das noch bei knapp einem Viertel der Firmen der Fall. Selbst in der Not, wenn es gilt, die Firma über eine Krise zu retten, sind Einladunge­n, Geschenke, Geldzahlun­gen oder Bilanzfäls­chung tabu. Weltweit werden solche Methoden als gerechtfer­tigt gesehen, und auch hierzuland­e heiligte früher der Zweck diese Mittel.

Ist Österreich also braver? „Oft schauen Firmen absichtlic­h nicht genau hin, weil sie für den Fall, dass etwas aufgedeckt und publik wird, ihren Ruf und den des Management­s gefährdet sehen“, sagen die EYManager Andreas Frohner und Benjamin Weissmann. Sie schätzen deshalb, dass die Dunkelziff­er fünfmal so hoch ist. Der volkswirts­chaftliche Schaden durch Korruption wird auf jährlich rund 17 Mrd. Euro geschätzt. (eid)

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