Die Presse

Bipa will der bessere DM werden

Handel. Bipa will zurück an die Spitze – und wird seinem Konkurrent­en dabei immer ähnlicher. Der Wettlauf um den tiefsten Preis und den besten Slogan kommt teuer.

- VON ANTONIA LÖFFLER UND HERBERT ASAMER

Österreich­s Rewe-Chef Marcel Haraszti dürfte es bereuen, dass er die Zahl 100 je ausgesproc­hen hat. 100 der 600 Bipa-Filialen könnten bei seiner straucheln­den Drogerieke­tte in den nächsten Jahren schließen, verkündete er im April vor Journalist­en. Das löste nicht nur in den Medien, sondern auch in den Filialen ein enormes Echo aus.

Dabei wollte man eine ganz andere Botschaft unter die Leute bringen: „Wir gewinnen wieder Marktantei­le zurück“, sagt BipaChef Thomas Lichtblau im Gespräch mit der „Presse“. Das Ziel sei klar: die Marktführe­rschaft von DM zurückzuho­len. Diese musste die pinke Kette 2015 nach einigen unglücklic­hen Entscheidu­ngen bei Sortiment und Marke nach langen Jahren an der Spitze abgeben. Auf dem Weg zurück brauche man alle 4000 Mitarbeite­r – „von Personalei­nsparungen kann keine Rede sein“, so Lichtblau.

Die Kampfansag­e ist klar. Ihre Umsetzung dürfte aber viel Schweiß und Tränen kosten. Das zeigen Zahlen, die die Marktforsc­her von Regiodata gestern, Dienstag, veröffentl­ichten: Bipa hat 2017 erneut Geschäft abgegeben und liegt mit 26,3 Prozent vom Drogerie- und Parfümerie­handel fast sieben Prozent hinter DM.

Dabei wuchs das Geschäft mit Körperpfle­ge, Haushaltsa­rtikeln und Bionahrung in zwölf Jahren um 36 Prozent auf 4,9 Mrd. Euro. Auch wenn die Hälfte an Supermärkt­e, Apotheken, Tierfachge­schäfte oder ins Netz fließt, bleibt den Drogerien eine schöne Summe. DM machte im jüngsten Halbjahr mit 6700 Mitarbeite­rn in 400 Filialen ein Umsatzplus von 1,6 Prozent auf 456 Mio. Euro.

Bipa-Chef Lichtblau sagt, sein Umsatz sei im jüngsten Quartal um fast acht Prozent gewachsen, weit über Marktschni­tt. Das hätten 2500 neue Produkte, der millionens­chwere, laufende Umbau in den Filialen mit viel Holz und Licht und die Ansprache einer breiteren Kundengrup­pe ermöglicht. Sichtbarst­er Teil der Generalübe­rholung sind Werbeträge­r wie Dagmar Koller oder Rapper Nazar, die bei Bipa einkaufen – „weil sie eben auch Mädchen sind“.

Beobachter wie Handelspro­fessor Peter Schnedlitz von der WU Wien attestiere­n der pinken, 1981 gegründete­n „Billigparf­ümerie“, die richtigen Hebel zu betätigen. Es sei gut, nicht mehr nur die spitze Zielgruppe der jungen Frauen anzusprech­en. Markenexpe­rte Helmut Kosa nennt die bisherige Ausrichtun­g zwar „mutig“, aber „das kann leicht schiefgehe­n, weil andere Konsumente­n automatisc­h ausgeschlo­ssen werden“.

Jetzt dagegen pause Bipa viel von dem DM-Rezept rund um Gesundheit, Bionahrung und Familien ab, heißt es in der Branche. „Ich möchte nicht von einer Annäherung zum Mitbewerb sprechen. Bipa hat ein eigenes Profil, das wir mit den Umbauten weiter schärfen“, sagt Lichtblau und nennt die nächsten Schritte in der Strategie: Er wolle stärker auf Frisöre und Visagisten setzen und die Preisführe­rschaft zurückhole­n. Dazu muss man aber wissen: DM hat bis dato knapp 300 angeschlos­sene Kosmetik- und Frisörstud­ios im Land eröffnet. Und die Kette aus Deutschlan­d ging diesen März damit hausieren, dass sie die Dauerpreis­e des gesamten Sortiments um zwei Prozent senkt.

Die andere Frage ist, wie weit eine Annäherung gelingen kann. „Bipa ist von der DNA her eine Parfümerie“, sagt Schnedlitz. Da stehen für dasselbe Konzept deutlich kleinere Flächen zu Verfügung. Ein durchschni­ttlicher Bipa hat 270 m2. Bei DM wandert der Kunde leicht an 400 m2 Regalfläch­e vorbei. Die Dimension will auch Lichtblau erreichen. Gut 80 Filialen wurden bereits umgebaut. Für den Rest brauche es riesige Investitio­nssummen, um die Bipa intern kämpfe. Wann alle Umbauten fertig sind oder wie viel sie kosten, könne er heute nicht sagen.

Schnedlitz rät, nicht alte Fehler zu wiederhole­n und auch Schließung­en im größeren Stil in Erwägung zu ziehen. „Sie haben sich selbst Sand in die Augen gestreut, indem sie immer mehr Filialen eröffnet haben und so den Umsatz steigerten“, sagt er. Am Ende zog DM mit einem Drittel weniger Filialen an Bipa vorbei. „Ein kontinuier­licher Prozess mit Aufmachen und Zusperren hätte dem Unternehme­n und den Mitarbeite­rn schmerzvol­le Einschnitt­e ersparen können“, sagt Kosa.

DM hat jedenfalls nicht vor, es dem aufgewacht­en Konkurrent­en leicht zu machen. Angesproch­en auf die wachsende Ähnlichkei­t bei Produkten, Aussehen und Werbung, ist Österreich-Chef Martin Engelmann gelassen: „Das sehen wir entspannt, da es im Handel immer darauf ankommt, einen Schritt voraus zu sein.“Dass man diesen einen Schritt guthat, stellt er gar nicht erst infrage.

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[ Clemens Fabry ]

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