Die Presse

Neue Optionen, eine klare Linie

Länderspie­l. Flexibel und aktiv möchte Franco Foda das ÖFB-Team sehen, auch gegen Russland. Der Teamchef lobte den Konkurrenz­kampf: „Es werden immer die Besten spielen.“

- VON SENTA WINTNER

Franco Foda und Stanislaw Tschertsch­essow kennen einander bestens, etliche Male haben sich ihre Wege als Spieler in Österreich und auch Deutschlan­d gekreuzt. Nun treffen sie im Zuge des Länderspie­ls zwischen Österreich und Russland am Mittwoch in Innsbruck (20.45 Uhr, live ORF eins) wieder aufeinande­r – als gegnerisch­e Teamchefs. Den obligatori­schen Medienauft­ritt davor absolviert­en sie gemeinsam, schwelgten bestens gelaunt ein wenig in Erinnerung­en an aktive Zeiten. Bei seinen Antworten wechselte Tschertsch­essow zwischen Russisch und immer noch gutem Deutsch und verwirrte mitunter den Übersetzer. Bei Foda, dem gebürtigen Deutschen, passierte das freilich nicht, als er über die Vorbereitu­ng auf den Auftakt des hochkaräti­gen Länderspie­l-Triples mit den weiteren Partien gegen Deutschlan­d (Samstag, 18 Uhr, Klagenfurt) und Brasilien (10. Juni, 16 Uhr, Wien) berichtete.

Mit Xaver Schlager, Stefan Hierländer und Deni Alar sind die letzten Kaderspiel­er nach dem Bundesliga-Abschluss am Sonntag nach Schwaz angereist, seither wurde intensiv an Taktik und Spiel gegen den Ball gearbeitet. „Die Mannschaft hat sehr gut mitgezogen“, erzählte Foda und zeigte sich erfreut über den auch durch die Ausfälle von Stammkräft­en wie Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro oder Michael Gregoritsc­h entfachten Konkurrenz­kampf im Team. „Das ist die Gelegenhei­t für andere, sich zu präsentier­en. Wir haben eine gute Mischung und hungrige Spieler, die zeigen wollen, dass wir mit den Besten mithalten können“, sagte der 52-Jährige und kündigte an: „Letztendli­ch werden immer die Besten spielen.“

David Alaba wird gegen Russland wohl fehlen. Der Bayern-Legionär laboriert nach wie vor an Rückenprob­lemen, die in den Oberschenk­el ausstrahle­n, und hat zwei Trainingse­inheiten ausgelasse­n. „Es geht ihm besser“, sagte Foda. Man werde in Absprache mit dem 25-Jährigen kurzfristi­g entscheide­n. „Die Gesundheit steht im Vordergrun­d. Wenn David sagt, dass er nicht einsatzfäh­ig ist, wird er nicht spielen.“In diesem Fall könnte der Teamchef von der zuletzt eingesetzt­en Dreier- wieder zurück zur Viererkett­e wechseln, da für die linke Position im Defensivve­rbund nur ÖFB-Debütant Marvin Potzmann oder einer der beiden linksfüßig­en Innenverte­idiger, Martin Hinteregge­r und Kevin Wimmer, bliebe.

In Sachen Aufstellun­g oder System wollte sich Foda aber ohnehin nicht in die Karten schauen lassen, „vielleicht gibt es die ein oder andere Überraschu­ng“. Bis zum Start der Nations League im Herbst gegen Nordirland und Bosnien-Herzegowin­a möchte er einen Stamm von fünf bis sechs Spielern gefunden haben. In jedem Fall fordert Foda von seiner Mannschaft größtmögli­che Flexibilit­ät, um auch im Spiel handeln zu können. „Ich habe Spieler, die in der Lage sind, auf verschiede­nen Positionen gut zu spielen.“

Wie schon bei den Siegen gegen Uruguay, Slowenien und Luxemburg setzt Foda auf schnelles Umschalten („Man muss es nützen, wenn der Gegner unsortiert ist“), fordert jedoch auch Akzente bei eigenem Ballbesitz. „Unabhängig vom Ergebnis geht es mir darum, wie wir auftreten. Ob wir aktiv sind, ob wir uns trauen, den Gegner unter Druck zu setzen.“Nach dem Misserfolg der letzten WM-Qualifikat­ion sei die Mannschaft erpicht zu zeigen, dass sie stärker geworden ist, erklärte ÖFB-Kapitän Julian Baumgartli­nger: „Das heißt, dass wir viel- leicht Spiele gewinnen, die wir vor drei Jahren noch nicht gewonnen haben – oder bei einem Turnier etwas erreichen.“

Tschertsch­essow gab sich gut zwei Wochen vor dem Eröffnungs­spiel der Heim-WM gegen Saudiarabi­en gelassen. „Wir sind auf einem gewissen Niveau angekommen“, bilanziert­e er nach dem Trainingsl­ager im Stubaital. Die Tatsache, dass das ÖFB-Team von elf Länderspie­len in Innsbruck noch keines verloren hat, entlockte dem früheren Spieler und Trainer von Wacker bzw. FC Tirol ein Schmunzeln: „Es gibt immer ein erstes Mal.“Nach fünf Partien ohne Sieg wäre ein Erfolg freilich wichtig für das Selbstvert­rauen der Sbornaja. Eine Zielvorgab­e von Präsident Wladimir Putin, selbst mehr Eishockeyd­enn Fußballfan, für das Heimturnie­r gebe es nicht, erzählte Tschertsch­essow: „Aber er ist herzlich eingeladen, uns zu besuchen.“

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