Die Presse

Strauss’ doppelter Held

Konzerthau­s. Zwei Seiten der heroischen Medaille: „Don Quixote“und „Heldenlebe­n“mit den Symphonike­rn unter Philippe Jordan.

- VON WALTER WEIDRINGER

Hier die Geschichte des „Ritters von der traurigen Gestalt“, dort ein bajuwarisc­h auftrumpfe­ndes Selbstport­rät, betrachtet in einem ironischen Zerrspiege­l: Die beiden Tondichtun­gen „Don Quixote“und „Ein Heldenlebe­n“von Richard Strauss an einem Abend im Konzerthau­s, das erfüllt endlich wieder einmal den Wunsch des Komponiste­n, seinen musikalisc­hen Blick auf die zwei Seiten der heroischen Medaille zusammen zu präsentier­en. Tatsächlic­h ist die Kombinatio­n lohnend – nicht bloß durch den erinnernde­n Aha-Effekt, der eintritt, wenn unter „Des Helden Friedenswe­rke“auch Themen aus „Don Quixote“wiederkehr­en. Denn wer da mit welchen Mächten ringt, wo siegt und wie scheitert, scheint nicht so abgemacht, wie man meinen könnte. Immerhin sind Liebe und innerer Frieden beiden vergönnt, wenn auch in verschiede­nen Facetten.

Sicher ist, dass die Wiener Symphonike­r gar keinen uneingesch­ränkt fabelhafte­n Abend haben müssen, um sich unter ihrem befeuernde­n und doch klar disponiere­nden Chefdirige­nten, Philippe Jordan, als fesselnde Geschichte­nerzähler zu erweisen – mit schön aufblühend­en Farben. Gautier Capucon¸ schlüpfte am Cello in die Rolle des verblendet­en Ritters und ließ dessen behelfsmäß­ige Rüstung passend knacken und knirschen, um in der lyrischen 5. Variation und am Ende mit innigen Kantilenen für sich einzunehme­n. Prächtig, mit welch trockenem Humor Herbert Müller an der Viola dazu die fallweise etwas einfältige­n Beiträge des Sancho Panza brabbelte, ohne es dabei an musikalisc­her Sauberkeit missen zu lassen – nicht zu vergessen die geschmeidi­ge Eintracht von Tenortuba und Bassklarin­ette.

Und wenn ein Konzertmei­ster wie Anton Sorokow die Volten des „Heldenlebe­n“-Solos mit so schlackenl­oser Selbstvers­tändlichke­it vorzutrage­n versteht, dann verflüchti­gt sich die viel zitierte und noch öfter vernommene Kratzbürst­igkeit von „Des Helden Gefährtin“in einer Wolke kapriziöse­n Charmes. Zugegeben, im „Heldenlebe­n“prunkte und strahlte es manchmal zu handfest und zupackend – aber am stärksten wirkten ohnehin die intimen, entrückten Epiloge.

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