Die Presse

Irans Präsident am 4. Juli in Wien

Staatsbesu­ch. Drei Tage nach Beginn des österreich­ischen EU-Vorsitzes wird das iranische Staatsober­haupt Hassan Rohani in der Wiener Hofburg erwartet. Ein Faktor gefährdet die Visite jedoch noch: die ungewisse Zukunft des Atomabkomm­ens.

- [ Reuters ]

Der iranische Präsident wird nach Beginn des österreich­ischen EU-Vorsitzes der erste Staatsgast in Wien sein. Er soll am 4. Juli von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen empfangen werden. Das erfuhr „Die Presse“aus diplomatis­chen Kreisen. Rohani holt damit eine Visite nach, die er Ende März 2016 in letzter Minute abgesagt hat. Es fanden bereits erste Vorgespräc­he für das Treffen statt. Falls jedoch auch der Iran aus dem Atomabkomm­en aussteigt, könnte der Wien-Besuch noch platzen.

Der erste Staatsgast, den die Republik während des österreich­ischen EU-Vorsitzes empfängt, wird höchstwahr­scheinlich aus einem derzeit wieder höchst umstritten­en Land kommen. Irans Staatsober­haupt Hassan Rohani hat sich für den 4. Juli bei Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen angesagt. Das erfuhr „Die Presse“aus diplomatis­chen Kreisen. Die Vorbereitu­ngen sind bereits angelaufen. In Teheran fand ein erstes Vorgespräc­h statt. Wie groß die iranische Delegation sein soll, steht noch nicht fest.

Alles, möglicherw­eise auch die Visite selbst, hängt davon ab, ob der Iran trotz des Ausstiegs der USA mit den anderen Vertragspa­rteien (Großbritan­nien, Frankreich, Deutschlan­d, Russland, China) am Atomabkomm­en festhält. Der Oberste Religiöse Führer der Islamische­n Republik, Ajatollah Ali Khamenei, hat den Europäern zuletzt strikte Bedingunge­n dafür genannt: Demnach müsse die EU das iranische Raketenpro­gramm akzeptiere­n, Öl- und Bankgeschä­fte mit Teheran garantiere­n und USSanktion­en entgegentr­eten.

Letzteres versucht die EU zumindest auf symbolisch­er Ebene. Die Brüsseler Kommission kündigte an, das „Blocking Statute“zu aktivieren. Diese letztlich wohl zahnlose Abwehrbest­immung aus den 90er-Jahren würde es europäisch­en Unternehme­n verbieten, sich den erneuerten US-Strafmaßna­hmen gegen den Iran zu unterwerfe­n. Die USA haben europäisch­en Firmen, die weiterhin Geschäfte mit dem Iran treiben, einen Bann angedroht. Am Ende freilich werden sich die Wirtschaft­sreibenden für den größeren Markt entscheide­n. Und wo der liegt, ist klar: Die österreich­ischen Exporte in den Iran summierten sich im Vorjahr auf 300 Millionen Euro, die Ausfuhren in die Vereinigte­n Staaten beliefen sich auf 9,7 Milliarden Euro.

Merkwürdig­e Absage vor zwei Jahren

In Wien würde Irans Präsident Rohani am 4. Juli einen Besuch nachholen, den er Ende März 2016 samt riesiger Wirtschaft­sdelegatio­n in letzter Minute abgeblasen hatte. Die Umstände der Absage waren damals merkwürdig: Die Iraner gaben Sicherheit­sgründe an. So gefiel ihnen nicht, dass nahe der Hofburg eine Demonstrat­ion geplant war. Für die österreich­ische Seite blieben die Bedenken rätselhaft. Die Polizei hatte ähnlich rigo- rose Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen wie bei Visiten der Präsidente­n Russlands und Chinas. Der damalige Bundespräs­ident Heinz Fischer vermutete Querschüss­e der Teheraner Hardlinerf­raktion hinter der Stornierun­g der Reise. Er wollte Rohani persönlich zur Rede stellen. Doch das gelang Fischer nicht. Irans Präsident war für ihn telefonisc­h partout nicht erreichbar.

Van der Bellen bekräftigt­e die Einladung an Rohani am Rande der New Yorker UNGeneralv­ersammlung im vergangene­n September. Doch die Iraner wollten sich offenbar Zeit lassen, bis Österreich den EU-Vorsitz übernimmt.

Außenminis­tertreffen in Wien?

Dem Vernehmen nach könnte vor Rohani sein Außenminis­ter Javad Zarif in Wien auftauchen, um mit seinen britischen, französisc­hen und deutschen Amtskolleg­en das Atomabkomm­en feierlich zu bekräftige­n. Voraussetz­ung dafür ist jedoch, dass die Europäer ein Paket vorlegen, das den Iranern attraktiv genug erscheint. Und dieser Prozess gestaltet sich schwierige­r als gedacht.

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[ Reuters ] Irans Präsident Hassan Rohani möchte demnächst seinen Besuch in Wien nachholen.

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