Die Presse

Gelungenes Schaulaufe­n mit Stargast

ÖFB-Team. Marko Arnautovic betrieb beim 1:0 gegen Russland vor den Augen von Jos´e Mourinho beste Eigenwerbu­ng. Teamchef Franco Foda lobte extreme Willensstä­rke und solide Abwehrarbe­it.

- VON SENTA WINTNER

Es kommt in Österreich nicht oft vor, dass ein Stadionbes­ucher den 22 Spielern auf dem Rasen die Show stiehlt. Beim Freundscha­ftsspiel zwischen dem ÖFB-Team und Russland in Innsbruck aber war genau das der Fall. Den 1:0-Heimsieg (Torschütze Alessandro Schöpf 28.) verfolgte auf der Tribüne des Tivoli-Stadions niemand Geringerer als Jose´ Mourinho, wenn auch nicht bis zum Schlusspfi­ff. Der Trainer von Manchester United erklärte seinen überrasche­nden Besuch mit einem Urlaub in Tirol, die englischen Medien hingegen waren sich einig, dass „The Special One“einen persönlich­en Blick auf Marko Arnautovic werfen wollte.

„Schön, wenn mein Ex-Trainer da war“, bemerkte der ÖFB-Teamspiele­r nach dem Schlusspfi­ff und wollte die Wechselger­üchte zu United nicht weiter kommentier­en. Dabei soll einzig die von West Ham geforderte Ablöse von 57 Millionen Euro für den bis 2020 gebundenen Angreifer einer Einigung im Weg stehen. Teamchef Franco Foda würde Arnautovic den Wechsel zum englischen Rekordmeis­ter zutrauen. „Fakt ist, dass Marko in jeder Topmannsch­aft spielen kann, auch bei Manchester United, weil er einfach diese Qualität hat“, meinte der Deutsche.

Arnautovic und Mourinho kennen sich jedenfalls aus einer gemeinsame­n Saison bei Inter Mailand 2009/10. Damals attestiert­e der portugiesi­sche Starcoach dem damals 20-Jährigen ein allzu kindliches Gemüt, das Resultat: nur drei Einsätze.

Seither ist Arnautovic persönlich und spielerisc­h gereift. Gegen Russland unterstric­h er seine Führungsro­lle im ÖFB-Team eindrucksv­oll, war einmal mehr der Aktivposte­n und bereitete auch den Siegtreffe­r sehenswert vor. Neben dem England-Legionär zeigte auch der erstmals in der Startelf aufgeboten­e Peter Zulj auf. Der Mittelfeld­spieler überzeugte – trotz Anfangsner­vosität, wie er nach dem Schlusspfi­ff gestand – mit mutigem, direktem Spiel nach vorne. „Er hat das bestätigt, was er das ganze Jahr bei Sturm gezeigt hat“, meinte Foda über den „Bundesliga-Spieler der Saison“. Auch David Alaba, der in der zweiten Hälfte eingewechs­elt wurde, lobte den 24-Jährigen: „Er ist ein Spieler, der wirklich sehr viel Potenzial hat, der einen guten Linken hat, der das Spiel gut führen kann, der die Bälle gut verteilt, der auch einen guten Abschluss hat.“

Foda attestiert­e seiner Mannschaft nach dem vierten Sieg im vierten Spiel eine „extreme Willensstä­rke“und sah generell viel Positives. Der 52-Jährige nutzte das Testspiel gegen einen enttäusche­nd auftretend­en WM-Gastgeber und probierte Dreier- bzw. Fünferkett­e, Mittelfeld­raute oder zwei echte Sturmspitz­en aus. „Es ist wichtig, dass wir umstellen können und trotzdem nicht an Qualität verlieren“, betonte der Teamchef. Im schnellen Umschaltsp­iel und dem Torabschlu­ss sah Foda noch Verbesseru­ngspotenzi­al, mit der Defensivle­istung war er hingegen hochzufrie­den. In seiner Ära gab es bislang erst ein Gegentor (von Uruguay), Russland gab nicht einen einzigen Schuss auf das Tor ab und kam auch nur zu einer einzig wirklich gefährli- chen Chance – nach einem individuel­len Fehler von Sebastian Prödl. „Wir waren extrem kompakt. Wenn Druck auf die letzte Reihe gekommen ist, haben wir gut herausgesp­ielt“, analysiert­e Foda.

Mit Deutschlan­d und Brasilien warten freilich ganz andere Herausford­erungen. „Das sind richtige Gradmesser. Es können zwei Welten sein, müssen sie aber nicht“, erklärte Abwehrchef Prödl. Donnerstag­mittag flog das ÖFBTeam nach Klagenfurt und begann mit der Vorbereitu­ng auf das Duell mit dem WM-Titelverte­idiger am Samstag (18 Uhr, live ORF eins). Für Foda ist die kurze Zeit kein Problem: „Die Jungs verstehen alles sehr, sehr schnell.“Die Partie im Wörthersee-Stadion ist für die Spieler die nächste Chance zur Eigenwerbu­ng – mit oder ohne prominente­m Gast auf der Tribüne.

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[ Reuters ]

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