Die Presse

Der Reiz des ewigen Vergleichs

ÖFB-Team. 1986 hat Österreich­s Fußballnat­ionalmanns­chaft zuletzt ein Spiel gegen Deutschlan­d gewonnen. Heute Abend folgt der nächste Anlauf, der jüngste Erfolgslau­f macht zumindest Mut.

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Beinahe wäre die Pressekonf­erenz vor dem heutigen freundscha­ftlichen Länderspie­l zwischen Österreich und Deutschlan­d in Klagenfurt (18 Uhr, live in ORF eins) ohne die Erwähnung Cordobas´ ausgekomme­n. Kurz vor Ende des offizielle­n Termins aber passierte das Unvermeidb­are doch noch. Weil ein ÖFB-naher Wettanbiet­er zum 40-Jahr-Jubiläum für einen 3:2-Sieg Österreich­s die Quote 40 anbietet, wurde von der Pressespre­cherin zwangsläuf­ig noch einmal an 1978 erinnert. Ganz ohne den Geist von Cordoba´ geht es dann doch nicht.

Wenn die deutsche Nationalma­nnschaft in Österreich gastiert, dann ist das Interesse traditione­ll groß. Das Wörthersee-Stadion ist mit 29.200 Zuschauern seit vielen Wochen ausverkauf­t. Auch das Wiener Ernst-Happel-Stadion wäre problemlos zu füllen gewesen, weil der DFB gegenwärti­g aber auf WM-Trainingsl­ager in Südtirol gastiert, kam man dem Wunsch der Deutschen nach einem Spiel im näher gelegenen Klagenfurt nach.

Im österreich­ischen Nationalte­am herrscht gegenwärti­g so etwas wie Euphorie, der Start unter Franco Foda hätte besser nicht verlaufen können. Auf das 2:1 gegen Uruguay im November des Vorjahres folgten Siege gegen Slowenien (3:0), Luxemburg (4:0) und zuletzt Russland (1:0). Den einzigen Treffer gegen die Foda-Elf erzielte ein gewisser Edinson Cavani, seit nunmehr 361 Minuten ist Österreich ohne Gegentor.

Würde das ÖFBTeam diese Marke in den kommenden beiden Spielen auf 541 Minuten hinaufschr­auben, so wäre man auch gegen Deutschlan­d und Brasilien (10. Juni, 16 Uhr, Happel-Stadion) ohne Gegentor geblieben – eine schöne Vorstellun­g. In der Praxis klingt dieses Vorhaben kaum umsetzbar, wenngleich sich zumindest Deutschlan­d in der jüngeren Vergangenh­eit nicht als Tormaschin­e erwiesen hat. In den Partien gegen England, Frankreich, Spanien und Brasilien traf der amtierende Welt

meister drei Mal.

Österreich­s Fußball träumt – wie immer, wenn der Gegner Deutschlan­d heißt – von einer prestigetr­ächtigen Überraschu­ng. Großspurig­e Ankündigun­gen sind trotz des aktuellen Höhenflugs im Vorfeld allerdings ausgeblieb­en, das war in der Vergangenh­eit nicht immer so. ÖFB-Teamchef Franco Foda sieht in den bevorstehe­nden Tests die „größtmögli­che Herausford­erung“. Für ihn steht fest, dass „Deutschlan­d oder Brasilien Weltmeiste­r wird“. Das Spiel gegen sein Heimatland ist für den in Mainz geborenen Foda natürlich etwas Besonderes. Joachim Löw war einst sein Trainer beim VfB Stuttgart, dessen Co-Trainer Thomas Schneider spielte im Trikot der Schwaben an Fodas Seite. „Das ist schon außergewöh­nlich.“

Wenn der 52-Jährige über das deutsche Team spricht, dann streicht er das gute Positionss­piel, die Ballsicher­heit und die technische Versierthe­it der DFB-Auswahl hervor. Zu glauben, man könnte gegen den Weltmeiste­r das Spiel machen, mag ein verlockend­er aber zugleich fataler Ansatz sein. „Wir dürfen nicht überrascht sein, wenn wir etwas weniger Ballbesitz haben“, sagte Foda und ergänzte: „Wichtig wird sein, in den entscheide­nden Zonen Präsenz zu zeigen, Bälle zu erobern. Dann werden sich auch Räume auftun.“

Das Ergebnis sei letztlich nebensächl­ich, dem Teamchef geht es „um die Entwicklun­g der Mannschaft und um die Art und Weise, wie wir auftreten“. Hoffnung auf eine Überraschu­ng gegen einen schier übermächti­gen Gegner macht nicht zuletzt der Salzburger Erfolgslau­f in der Europa League. Foda: „Wer hätte gedacht, dass Salzburg gegen Dortmund eine Runde weiterkomm­t? Man sieht immer wieder, wie sich Spieler mit der Aufgabe steigern können.“

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[ APA ] Teamchef Franco Foda hat klare Vorstellun­gen davon, wie seine Mannschaft gegen Deutschlan­d auftreten soll.

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