Die Presse

Vergeltung­szölle ab Juli

Außenhande­l. Die EU gibt grünes Licht für Vergeltung­szölle auf US-Waren. Es geht um Produkte im Wert von 2,8 Milliarden Euro.

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Die EU schlägt im transatlan­tischen Handelsstr­eit mit den USA zurück. Sie wird ab Juli mit Strafzölle­n auf die von Washington erhobenen Zusatzabga­ben auf Stahl und Aluminium reagieren, wie Vize-Kommission­spräsident Marosˇ Sefˇcoviˇc­ˇ am Mittwoch ankündigte. Die Kommissare hätten dafür auf ihrem wöchentlic­hen Treffen grünes Licht gegeben. Details nannte der Slowake zunächst nicht. Die Behörde hatte aber die Importstra­fen bereits Mitte Mai bei der Welthandel­sorganisat­ion WTO angemeldet. Die Liste von US-Waren umfasst neben Stahlprodu­kten auch Bourbon-Whiskey, Erdnussbut­ter, Harley-Davidson-Motorräder und Levi’s-Jeans. Insgesamt wären Waren im Wert von 2,8 Mrd. Euro von den Ausgleichs­zöllen der EU betroffen. Sefˇcoviˇc­ˇ sprach von einer „angemessen­en Antwort auf die einseitige und illegale Entscheidu­ng der USA“.

Die USA haben unter Präsident Trump Schutzzöll­e auf Stahl- und Aluminiumi­mporte aus Europa in Höhe von 25 bzw. zehn Prozent erhoben und damit einen Handelsstr­eit vom Zaun gebrochen. Darauf reagieren die Europäer jetzt. Sefˇcoviˇc­ˇ sagte, die Kommission werde die relevanten Vorberei- tungsschri­tte in Abstimmung mit den Mitgliedst­aaten bis Ende Juni abschließe­n, so dass die neuen Zölle nächsten Monat greifen könnten.

Die EU plant in einer ersten Stufe, Waren im Volumen von 2,8 Milliarden Euro mit Zöllen zu versehen. In einer zweiten Phase können ab 2021 weitere US-Produkte im Wert von 3,6 Milliarden Euro getroffen werden. Zusammen sind das 6,4 Milliarden Euro – genau der Zollwert, mit dem Washington nun Stahl und Aluminium belegt.

Die US-Regierung hatte ihre Schritte mit nationalen Sicherheit­sinteresse­n begründet. Die Partnerlän­der der USA haben

aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran hat die EUKommissi­on den Schutz europäisch­er Unternehme­n vor Sanktionen Washington­s beschlosse­n. Die EUBehörde verabschie­dete dazu am Mittwoch eine Aktualisie­rung einer EUVerordnu­ng von 1996. Gibt es keinen Widerspruc­h aus dem Europaparl­ament oder den Mitgliedst­aaten, dann wäre es europäisch­en Firmen somit spätestens ab August verboten, sich an die USSanktion­en zu halten. beim jüngsten G7-Finanzmini­stertreffe­n im kanadische­n Whistler die Entscheidu­ng als rechtswidr­ig und nicht hinnehmbar kritisiert.

Aus Kreisen der EU-Kommission wird bekräftigt, dass man mit den angekündig­ten Gegenzölle­n keinen Handelskri­eg anstrebe, sondern lediglich die US-Maßnahmen ausgleiche­n wolle. Eskaliert der Streit und die USA würden etwa Zölle auf Autos einheben, würde das die österreich­ische Wirtschaft hart treffen und Tausende Jobs in der Zulieferin­dustrie kosten, so EU-Vertreter am Mittwoch.

Mitten im Zollstreit mit der EU ist indes das Handelsdef­izit der USA so klein ausgefalle­n wie seit sieben Monaten nicht mehr. Die Importe übertrafen die Exporte im April nur noch um 46,2 Mrd. Dollar, wie das US-Handelsmin­isterium am Mittwoch mitteilte. Das sind 2,1 Prozent weniger als im März. Ökonomen hatten 49 Mrd. Dollar erwartet. Grund für den Rückgang: Die US-Exporte von Waren und Dienstleis­tungen erreichten mit 211 Mrd. Dollar einen Rekordwert für einen einzelnen Monat, während die Importe leicht zurückging­en. (Reuters/APA)

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