Alle gegen Donald Trump
G7. Der US-Präsident wird beim G7-Gipfel von allen Seiten für seine Handelspolitik kritisiert werden. Doch ändern wird das nichts: Die EU ist zu zahnlos, und mit China fehlt der wichtigste US-Gegenspieler am Tisch.
Die Differenzen sind so groß, dass es aller Voraussicht nach keine gemeinsame Abschlusserklärung geben wird. Das ist ungewöhnlich, wenn die Chefs der sogenannten G7-Länder zusammenkommen. Der Grund: Die anderen sechs stoßen sich an der US-Handelspolitik. Deren Problem: Donald Trump schert sich nicht darum. Der Gipfel dieses Wochenende in Kanada wird daran nichts ändern.
Der US-Präsident schickte seinen wichtigsten Wirtschaftsberater, Lawrence Kudlow, vor, um zu erklären, dass man in Handelsfragen keinen Deut von der zuletzt gezeigten Strategie abweichen werde. EU-Gegenmaßnahmen hin, kanadische Strafzölle her, Trump werde „das kaputte System“reparieren, erklärte Kudlow. Und Teil dieser Reparatur seien eben auch die eingeführten Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die weltweit für Kritik sorgten.
Europäer sitzen auf dem kürzeren Ast
Natürlich werden die Staats- und Regierungschefs von Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan diese Kritik bei ihrer Tagung in Kanada wiederholen. Sie werden auf bereits verabschiedete beziehungsweise geplante Gegenmaßnahmen hinweisen und betonen, dass die USA einen Handelskrieg anzetteln und sich damit ins eigene Fleisch schneiden. Einzig: Kommt es zur Eskalation, sitzen vor allem die Euroländer auf dem kürzeren Ast.
So hängt die Wirtschaft der USA gerade einmal zu zwölf Prozent von Exporten ab – und zählt man auch die Importe hinzu, kommt man auf einen Handelsanteil am Bruttoinlandsprodukt von rund einem Viertel. Bei keinem anderen Mitglied der G7 ist dieser Wert niedriger. In Kanada liegt er laut Weltbank bei 64 Prozent, im Euroraum bei 80 Prozent. Natürlich würden auch die USA unter dem Konjunktureinbruch im Fall eines globalen Handelskriegs leiden. Und doch könnten sie eine Konfrontation besser verdauen als Staaten wie etwa Deutschland und Österreich.
Außerdem profitieren die anderen sechs deutlich mehr von den Handelsbeziehungen mit den USA als umgekehrt. Einzig Kanada und Großbritannien können auf eine halbwegs ausgeglichene Handelsbilanz hinweisen. Japan, Italien, Frankreich und vor allem Deutschland exportieren deutlich mehr in Richtung Vereinigte Staaten, als sie von dort einführen. Das hat viele Gründe. Die von Trump immer wieder genannten höheren Zölle – im Durchschnitt liegen jene der USA immer noch unter jenen der EU – sind nur einer davon.
Natürlich wissen das die europäischen Regierungschefs. So kritisieren Emmanuel Macron, Angela Merkel oder Theresa May das Weiße Haus zwar lautstark, ihre Taten sind aber symbolischer Natur. Die von Brüssel verabschiedeten Ausgleichszölle betreffen US-Lieferungen von 2,8 Milliarden Euro. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es spricht Bände, dass weitere Zölle von 3,6 Milliarden Euro für 2021 angedroht werden.
In drei Jahren kann viel passieren. Zum Vergleich: Kanada, dessen Importe aus den USA in etwa das gleiche Volumen wie jene der EU haben, hat Strafzölle im zweistelligen Milliardenwert angekündigt. Das ist aggressiver als die Retourkutsche aus Europa, wird aber auch nicht ausreichen, um bei der Regierung von Donald Trump einen Kurswechsel auszulösen. Mit Kanada und Mexiko verhandelt der Präsident ohnehin separat. Er hat mit einer Kündigung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens gedroht. Auch dieses Problem wird beim G7-Gipfel nicht gelöst werden.
Trumps Fokus liegt auf Korea-Gipfel
Tatsächlich ist die Reise nach Kanada für Trump eine Pflichtübung. Sein Fokus liegt auf dem anstehenden Gipfel am 12. Juni in Singapur mit Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un. Trump plant, direkt aus Quebec´ nach Asien weiterzureisen. Im globalen Handelsstreit wiederum mutet es fast schon ironisch an, dass die G7 dieses Thema auserkoren haben, wenn mit China der neben den USA wichtigste Spieler nicht am Tisch sitzt.
Peking wird in Kanada der unsichtbare Elefant im Raum sein. Trump hat der Volksrepublik mit Zöllen auf Importe in Höhe von 150 Milliarden Dollar gedroht. China hat Vergeltung geschworen, wenn Washington Ernst macht. Dieser Konflikt hat das Potenzial, die Weltkonjunktur einzutrüben. Darauf liegt in Handelsfragen der Fokus Washingtons. Ob die G7 nun eine Abschlusserklärung zusammenbringen, ist dagegen eher irrelevant.