Die Presse

Pilz kehrt zurück

Rochaden. Das Postenkaru­ssell der Liste Pilz dreht sich munter weiter: Peter Pilz kommt in den Nationalra­t, Alfred Noll rückt ein Stück, Maria Stern wird Parteichef­in, Martha Bißmann soll gehen.

- VON ELISABETH POSTL UND ANNA THALHAMMER

Peter Pilz kehrt in den Nationalra­t zurück, dafür wird Maria Stern Parteichef­in.

Die Tauschware heißt also „Parteichef­in“. Diesen Posten soll Maria Stern, Frauenspre­cherin der Liste Pilz, als Trostpflas­ter dafür bekommen, dass sie zugunsten von Peter Pilz auf das ihr zustehende Nationalra­tsmandat verzichtet. Es war durch den Abgang Peter Kolbas frei geworden.

Mandatar Alfred Noll will auf die Landeslist­e Niederöste­rreich rücken, um so für Pilz Platz auf der Bundeslist­e zu schaffen. Schon am Montag nächster Woche könnte Pilz wieder im Nationalra­t sitzen.

Was die Klubobmann­schaft betrifft, gab sich Pilz am Donnerstag noch bescheiden: Das nächste halbe Jahr wolle er diese nicht anstreben, sie wurde mittlerwei­le von Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann übernommen. Worauf Pilz aber schon Forderunge­n stellte: die U-Ausschüsse. Er will sie für seine Partei anführen. Alma Zadic´ und Daniela Holzinger-Vogtenhube­r könnten also beim BVT- beziehungs­weise beim Eurofighte­r-U-Ausschuss in die zweite Reihe wechseln müssen. Obwohl sich die Vertreter schon konstituie­rt haben, wäre ein Tausch laut Parlaments­direktion zulässig.

Bißmann soll gehen

Und Stern? „Keine einzige Sekunde lang“habe sie überlegt, ob sie nicht doch in den Nationalra­t wechsle, sagte sie zur „Presse“– das stimmt so nicht ganz, sie nahm sich offiziell fünf Tage Bedenkzeit. Im August soll Stern zur neuen Parteichef­in gekürt werden und damit auch Pilz’ bisheriges Gehalt von 8887 Euro brutto beziehen.

Ihre favorisier­te Lösung sei diese Rochade dennoch nicht gewesen: Zusammen mit Pilz habe sie „sehr intensiv mit Martha Bißmann“verhandelt, die ihr Mandat im Herbst von Pilz erbte, als dieser wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g von der Bühne verschwand. Jetzt wollte Pilz das Mandat wiederhabe­n, Bißmann gab es trotz Verhandlun­gen und massiven Drucks nicht her. Die Strafe: Zinggl und Pilz kündigten an, sie aus dem Klub zu werfen, angeblich vertraue ihr der Klub nicht mehr.

Sie hinauszuwe­rfen ist aber nicht so einfach: Laut Klubstatut braucht es in einer ersten Abstimmung volle Anwesenhei­t – und volle Zustimmung. Die betreffend­e Person ist freilich ausgenomme­n.

In einer zweiten Runde brauchte es nur noch volle Zustimmung; die Anwesenhei­t aller Klubmitgli­eder ist aber nicht mehr notwendig. Sollte sich jemand der Stimme enthalten wollen, könnte derjenige also einfach nicht auftauchen. Es gilt derzeit allerdings als unwahrsche­inlich, dass sich diese Einstimmig­keit erzielen lässt; vor allem die Frauen stärken Bißmann noch immer den Rücken.

Dass Bißmann eigentlich bleiben will, das machte sie am Donnerstag auch bei einer Parteivera­nstaltung mit rund 60 Aktivisten deutlich. Dort verkündete Pilz zuerst, dass er Bißmann ausschließ­en wolle. Laut Ohrenzeuge­nberichten bat Bißmann dann um das Wort, sagte, dass sie nicht gehen wolle, gestand Fehler ein, beharrte aber auf ihrem Mandat. Pilz soll ihr für den Auftritt Respekt gezollt, dann aber angemerkt haben: Es gebe nur eine Möglichkei­t für eine Zukunft bei der Liste Pilz. Nämlich, wenn sie ihr Mandat für seine Vertraute Maria Stern freimache.

„Ich will in den Nationalra­t, keine Frage“, sagte Stern am Donnerstag der „Presse“. Zu Bißmann wollte sie sich da „noch nicht“äußern. Die Personalde­batte habe der Partei „schon so geschadet. Ich will sie jetzt nicht weiterführ­en“.

Das Postenkaru­ssell dürfte sich bei der Liste Pilz jedenfalls auch nach Pilz’ Rückkehr munter weiterdreh­en – nach Bißmann werden vielleicht auch andere Pilz unliebsam Gewordene gehen (müssen). Hinter den Kulissen wird auch über eine theoretisc­he Rückkehr von Peter Kolba gemauschel­t. Immerhin habe dieser Bißmann als sein größtes Problem definiert – sollte sie gehen müssen, wäre dies gelöst. Kolba hat zudem auf sein Mandat nicht vollständi­g verzichtet, sondern es nur zurückgele­gt.

Rosen für Kolba

Nochpartei­chef Pilz streute Kolba am Donnerstag jedenfalls Rosen. Er hoffe, die Zusammenar­beit mit Kolba weiterführ­en zu können; die Initiative­n des Konsumente­nschützers würden weiterhin von der Liste Pilz unterstütz­t.

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[ APA ] Die Plätze werden getauscht: Maria Stern wird Liste-Pilz-Parteichef­in, Parteichef Peter Pilz (rechts) bekommt ihr Mandat.

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