Die Presse

Lieber Peter Pilz, Verantwort­ung geht anders!

Warum das Strafrecht nicht alles ist.

- VON ANNA THALHAMMER anna.thalhammer@diepresse.com

D er Philosoph Niccolo` Machiavell­i sah die Trennung von Moral und Politik als Voraussetz­ung für einen stabilen Staat. Gleichzeit­ig sei eine Gesellscha­ft, die den Gesetzen und Sitten eines Staates folgt, für einen Machthaber unabdingba­r.

Ein Politiker sollte also für eine bessere Gesellscha­ft stehen, sein Handeln so gestalten. Das ist die Theorie und ziemlich pathetisch. Dass das Strafrecht derzeit aber zur wichtigste­n Kategorie für politische­s Handeln hochstilis­iert wird, ist gefährlich. Denn es regelt nur eines: was man auf gar keinen Fall darf. Davor gibt es viele Graubereic­he, wo sich Entscheidu­ngen an Wertehaltu­ngen, ja sagen wir Moral, orientiere­n.

Die Ermittlung­en gegen Peter Pilz wurden eingestell­t. Allerdings nicht, weil sie substanzlo­s wären, wie die Staatsanwa­ltschaft betont. Sondern, weil sie teils verjährt sind und es Straftatbe­stände nicht gab. Ein Prozess wäre aussichtsl­os – wohl ein Mitgrund, warum die Opfer eine weitere Verfolgung nicht wollten. Für Pilz ist das genug, um mit wehenden Opposition­sfahnen zurückzuke­hren. Insbesonde­re von einem, der sich eben jene politische Verantwort­ung auf seine Visitenkar­te geschriebe­n hat, darf man sich mehr erwarten. Und auch insbesonde­rs in einem Land wie Österreich, wo übergriffi­ges Verhalten noch immer als Kavaliersd­elikte empfunden werden.

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