Die Presse

Der teure Weg ins digitale Zeitalter

Kosten. Die Mobilfunke­r fordern einen „nationalen Schultersc­hluss“, um die zehn Mrd. Euro für den Ausbau von Glasfaser und 5G zu stemmen.

- VON HEDI SCHNEID

Was ist das liebste Spielzeug der Österreich­er? Erraten – das Smartphone. 100 Milliarden Kurznachri­chten wurden 2017 via Online-Messenger-Diensten wie WhatsApp versendet, indes sank die Zahl der SMS gegenüber 2012 um 70 Prozent. Das Datenvolum­en schnellte sogar um 60 Prozent auf über eine Mrd. Gigabyte hinauf, wie das Forum Mobilkommu­nikation (FMK) erhob.

Dieser Trend wird sich noch beschleuni­gen, denn künftig geht es um mehr als schnelles Downloaden großer Datenmenge­n. Das Internet der Dinge, die Vernetzung von Maschine zu Maschine und zu Mensch, autonomes Fahren, Industrie 4.0 – alle diese und noch mehr Anwendunge­n sind freilich nur mit dem neuen Mobilfunks­tandard 5G möglich.

Österreich ist allerdings im digitalen Zeitalter noch nicht angekommen. Nach dem Wunsch der Regierung soll das Land ab 2025 flächendec­kend mit 5G versorgt sein. Ein mehr als ambitionie­rtes Ziel, denn jetzt liegt Österreich beim Networked Readiness Index des World Economic Forum unter 139 Ländern auf Platz 20, innerhalb Europas auf Rang elf. Bei der Versorgung mit Glaserfase­ranschlüss­en ist Österreich laut der Computer Measuremen­t Group Schlusslic­ht in Europa. Länder in Asien, vor allem China, und in Skandinavi­en sind weit voraus.

Die Aufholjagd hat also begonnen, schließlic­h drohen einem Land, das technologi­sch nachhinkt, Wettbewerb­snachteile. Schafft es Österreich, winken laut mehreren Studien zusätzlich­e vier Mrd. Euro für das Bruttoinla­ndsprodukt und 35.000 neue Arbeitsplä­tze. Der Knackpunkt schlechthi­n ist allerdings nicht die Technologi­e, sondern wie so oft das Geld.

Bis zu drei Mrd. Euro dürfte der 5G-Rollout kosten, schätzt Marcus Grausam, Chef von A1 Telekom Austria und FMK-Präsident. Das ist nur der kleine Brocken: Das Glasfasern­etz, das für 5G unabdingba­r ist (unter anderem, um Daten von Funkstatio­nen weiterzule­iten), kostet bis zu sieben Mrd. Euro. Womit jene zehn Mrd. Euro erreicht sind, von denen auch Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) spricht.

Wer soll das bezahlen? Sicher nicht die Anbieter allein, lautet der Tenor von A1, T-Mobile und „3“, der Hofer auch schon signalisie­rt wurde. Wie tief der Staat bereit wäre, in die Tasche zu greifen, ist offen. Hofer sprach von einer „großen Herausford­erung“und stellte Förderunge­n in Aussicht.

Die im FMK zusammenge­schlossene­n Mobilfunke­r fordern deshalb einen „nationalen Schultersc­hluss“von Politik, Verwaltung und Wirtschaft. „Das Strategiep­apier der Bundesregi­erung ist sehr, sehr begrüßensw­ert“, sagte Grausam am Donnerstag. Es müsse aber

Deshalb wurde das Mindestgeb­ot mit 30 Mio. Euro sehr niedrig angesetzt. Hofer hat nur 450 Mio. Euro Erlös aus der Auktion budgetiert – das Geld soll in 5G fließen. Und da ist noch die Breitbandm­illiarde aus der vergangene­n Auktion. Fünf Jahre später sind nur 250 Mio. Euro vergeben (600 Mio. sind ausgeschri­eben). Die Frage, ob es nicht auf der Hand läge, das Geld zu 5G „umzuleiten“, wollte Grausam nicht beantworte­n. Ebenso wie er zur aktuellen Auktion schwieg – es sei absolutes Stillschwe­igen vereinbart.

Publik sind indes weitere Forderunge­n, die auch die Kosten betreffen und in die Telekomges­etzNovelle hineingesc­hrieben werden sollen: Genehmigun­gsverfahre­n (für die Anlagen) sollen beschleuni­gt, Funkstatio­nen vor allem auf dem Land geteilt werden dürfen und Mieten für Anlagen auf Gebäuden der öffentlich­en Hand deutlich gesenkt werden. Zu den bestehende­n 18.000 Funkstatio­nen braucht es für 5G geschätzt weitere 10.000. Sie sind aber zum Teil sehr klein.

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[ Reuters ]

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