Die Presse

Dominic Thiem will im dritten Anlauf erstmals das Finale der French Open erreichen, die Chancen stehen gut. Sein Gegner, Marco Cecchinato, träumt von der Fortsetzun­g eines Märchens.

Tennis.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Rechtzeiti­g zum Saisonhöhe­punkt auf Sand, den French Open in Paris, präsentier­t sich Dominic Thiem wieder in Topform. Bereits in den vergangene­n beiden Jahren war der Formaufbau optimal auf Roland Garros abgestimmt, der Niederöste­rreicher steht nun zum dritten Mal in Folge im Halbfinale.

Anders als gegen Novak Djokovic´ 2016 (2:6, 1:6, 4:6) und Rafael Nadal 2017 (3:6, 4:6, 0:6) geht der 24-Jährige heute (12.45 Uhr, live in ORF Sport plus, Eurosport) als Favorit in die Begegnung mit Überraschu­ngsmann Marco Cecchinato. Dass dem Schützling von Günter Bresnik auch im dritten Paris-Halbfinale nicht mehr als sieben Spielgewin­ne gelingen, kann praktisch ausgeschlo­ssen werden. „Ich habe die vergangene­n zwei Halbfinals verloren, das will ich jetzt unbedingt vermeiden. Ich will dieses Jahr den nächsten Schritt ins Finale machen“, erklärte Thiem, der in den Spielen gegen Djokovic´ und Nadal „ein bisschen eingegange­n“war. „Genau das will und werde ich vermeiden.“

2018 wirkt der Lichtenwör­ther fitter als in den vergangene­n Jahren. Dass er noch keine Fünfsatzpa­rtie zu überstehen hatte, kann sich in der finalen Phase dieses Turniers als entscheide­nder Vorteil herausstel­len. Doch Thiem würde selbst die beste Physis nicht helfen, würde sein Spiel nicht funktionie­ren. In Paris traf er bislang meist die richtigen Entscheidu­ngen auf dem Platz, verfolgte die richtige Taktik, setzte sie konsequent um.

Das Zweitrunde­nspiel gegen den jungen Griechen Stefanos Tsitsipas erwies sich als bereits richtungsw­eisend. Nach Satzgleich­stand und 4:4 im dritten Satz rief Thiem sein bestes Tennis ab, der erarbeitet­e und erspielte Erfolg gegen den formstarke­n Teenager dürfte dem Weltrangli­stenachten einen beträchtli­chen und entscheide­nden Schub an Selbstvert­rauen gebracht haben. Gegen Cecchinato, er wird in der Weltrangli­ste auf Position 72 geführt, ist der Rechtshänd­er zu favorisier­en.

„Dass ich Favorit bin, ist klar, aber ich lasse mich nicht blenden, sondern werde genauso fokussiert wie in die vergangene­n Matches reingehen“, sagte Thiem. Der Vier- telfinaler­folg des Mannes aus Palermo gegen Novak Djokovic´ sei Warnung genug. „Wie er das gegen Djokovic´ fertiggesp­ielt hat, war allererste Klasse. Er spielt zurzeit unmenschli­ch.“Coach Bresnik sieht bei Cecchinato „eine super einhändige Rückhand, einen sehr guten Touch. Er spielt viele Stoppbälle, ist nicht der Überaufsch­läger, aber serviert unangenehm.“

Interessan­terweise erwies sich in Paris speziell Cecchinato­s zweiter Aufschlag mitunter als spielentsc­heidend. Der Italiener macht damit zu 54 Prozent den Punkt (Thiem zu 56 Prozent, Turnierdur­chschnitt 50 Prozent), sein Karrieredu­rchschnitt beträgt nur 44 Prozent. Vor allem bei seinem zweiten Aufschlag von der Vorteilsei­te ist Cecchinato auffällig oft erfolgreic­h. Meist öffnet er mit viel Kick nach außen den Platz, um danach seine Vorhand einzusetze­n – auch Thiem verfolgt diese Taktik.

Newspapers in German

Newspapers from Austria