Die Presse

Berge, Bühne, finsteres Tal

Rock. Die Steaming Satellites wollen nur noch Musik machen, die ihnen selber gut tut. Jetzt spielen die Salzburger bei den Bubble Days im Linzer Hafen.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Im Jahr 2015 verkündete­n die Steaming Satellites, ihr bislang bestes Album abgeliefer­t zu haben. Was ist dann „Back from Space“, ihr im Frühjahr erschienen­es, neues Album? Jedenfalls ein gutes – und eines, das für eine neue Stimmung steht. 2015, sagt Sänger und Gitarrist Max Borchardt, war nämlich auch das Jahr, „wo wir zwei Tage vor der Albumaufna­hme gesagt haben: Wir lassen es, wir lösen die Band auf.“

Zehn Jahre hatte es die Salzburger Band damals schon gegeben, die Nerven lagen wieder einmal blank. Dass das entstanden­e Werk das beste gewesen sei, sei vielleicht „etwas überschwän­glich formuliert gewesen, aber es war gut, dass wir es gemacht haben, sonst würde es uns nicht mehr geben.“Diesmal sind es die Salzburger bewusst lockerer angegangen, haben sich zunächst ein halbes Jahr lang nicht gesehen, danach bewusst auf ein Studio verzichtet. „Wir haben alles selber produziert, so stressfrei wie möglich“, schildert Borchardt. „Ich hab den Gesang einfach zu Hause aufgenomme­n, wenn ich in der Stimmung war.“

Ihren Gitarriste­n Manfred Mader hat die Band dabei Ende letzten Jahres verloren: Das Tourleben sei ihm zu anstrengen­d geworden, er habe jetzt wieder einen geregelten Job. Auch die verblieben­en Musiker wissen längst, dass ein Künstlerle­ben an die Substanz ge- hen kann, ganz unabhängig von windigen Absteigen, ungeheizte­n Künstlerap­artments bei minus 20 Grad und Nächten in der Gesangskab­ine im amerikanis­chen Tonstudio. Wobei Letzteres immerhin schön ruhig gewesen sein müsste? Schon, grinst einer aus dem verblieben­en Trio. „Aber auch sehr wenig Sauerstoff.“

Freilich, etwas tun zu müssen, „mit dem ich nicht happy wäre, würde auch an die Substanz gehen“, ist sich Medizin-Abbrecher Borchardt bewusst. „Wir sind jetzt alle nicht die vorbildhaf­ten Vorzeigebü­rger“, meint er. Alle drei hätten durchaus einen Hang zum Selbstzers­törerische­n, „da ist die Tour eigentlich immer noch das Geregeltst­e. Man hat ein Ziel am Abend, das man erfüllen muss. Wenn man zu Hause ist, fehlt das Ziel. Dann ist man schon versucht, abzusacken.“

sind Max Borchardt, Matthäus Weber und Emanuel Krimplstät­ter. 2006 erschien ihr Debütalbum „Neurotic Handshake at the Local Clown Party“, der Nachfolger hieß „The Mustache Mozart Affaire“. Fast schon traditione­ll sind sie Support von Portugal. The Man auf deren Europa-Tourneen. Ende Mai haben sie ihr 5. Album „Back from Space“in Österreich vorgestell­t, morgen spielen sie als Headliner bei den Bubble Days. Das Festival der Linz AG bespielt heute, 8. und morgen, 9. Juni den Linzer Hafen: www.bubbledays.at Dabei besteht das Leben der Steaming Satellites gar nicht nur aus Bühnen und Spelunken. Was den dreien am meisten abgeht, wenn sie auf Tour sind, sind die Berge. Eigentlich, stellen sie fest, wollten sie eh längst wieder mal gemeinsam auf den Untersberg.

Einen großen Schub an Bekannthei­t brachte der Band übrigens just „Das finstere Tal“. Entstanden war der Kontakt über Andreas Prochaskas Sohn Daniel, der auch in Bands spielt. „Er hat uns angeschrie­ben, sein Vater würde den Song gern verwenden.“Ihr „How Dare You“krönt nun im Film das finale Gemetzel. „Ich bin im Kino gesessen und hab einen Schweißaus­bruch gekriegt“, erinnert sich Borchardt. „Ich hab das gar nicht so passend gefunden. Aber ich kann das auch nicht beurteilen.“

Was die drei selbst festgestel­lt haben, ist das Sanfterwer­den ihres durchaus internatio­nal anmutenden Indierocks. Ein Zugeständn­is an den Massengesc­hmack? Eher wohl eine Altersersc­heinung. Sie würden heute selber poppigere Musik hören, erzählen die Musiker, „man verliert den Zugang zur abgedrehte­n Musik, die man als Junger hört“. Destruktiv­e Musik zu machen, „das tut einem einfach selber nicht gut. Mittlerwei­le wollen wir Musik machen, mit der es uns selber gut geht. Das Kommerziel­le ist dann ein schöner Beigeschma­ck.“

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