Die Presse

Rückzugsge­fecht der Geldmagier

Inflation. Notenbanke­r sind keine normalen Menschen: Sie wollen die Preise stets steigen sehen. Jetzt erst recht, denn sie brauchen Spielraum für den Ausstieg aus der lockeren Geldpoliti­k.

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Alles wird teurer. Das wissen wir. Das spüren wir. Das glauben wir. Und es stimmt auch. Die Inflations­rate liegt stets über null Prozent. Die Preise steigen also. Aber manchen steigen sie nicht schnell genug. Den Notenbanke­rn etwa. Die wünschen sich schon lang mehr Teuerung. Zu- Zu wenig davon ist in der sogenannte­n Realwirtsc­haft gelandet. Daher auch die Diskrepanz zwischen Geldpoliti­k und Inflations­rate. Die Notenbanke­r freuen sich über die robusten Börsen – und doch haben sie sich das alles anders vorgestell­t.

Denn jetzt stehen sie vor einem Dilemma. Sie brauchen ein Ausstiegss­zenario. Sie müssen den Märkten die Stimuli irgendwie entziehen. Bleiben sie zu lang auf dem Gas, dann riskieren sie, paradoxerw­eise, tatsächlic­h einen allzu extremen Inflations­schub. Man denke an die Türkei. Aber ziehen sie sich zu schnell aus den Märkten zurück, droht ein Crash, weil die Anleger sich wieder in die Bunker verkrieche­n.

Dann haben die Notenbanke­r ihr Dilemma nur vergrößert, weil ihnen die Mittel für ein erneutes Entgegenst­euern fehlen. Der einzige Ausweg: ein extrem langsamer Ausstieg. Gleichzeit­ig wird man wohl ein leichtes Überschieß­en der Inflations­rate erlauben. Und das alles nur, um sich für die nächste Krise ein bisschen Spielraum zu verschaffe­n. Da kann man nur Glück wünschen.

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[ AFP ]

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