Die Presse

US-Zölle treiben Alu-Preise

Zertifikat­e. Mit den US-Zöllen auf Aluminium und den Sanktionen gegen den Aluminiumk­onzern Rusal könnte der Rohstoffpr­eis weiter steigen.

- VON RAJA KORINEK

Jetzt ist es auch für die EU ernst geworden. Am 31. Mai sind nach Ablauf der Ausnahmere­gelungen US-Zölle auf die Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU, aber auch aus Kanada und Mexiko in Kraft getreten. Die USA erheben seither einen Importaufs­chlag von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium.

Ein Vorgang, der Spuren auf den Rohstoffbö­rsen hinterlass­en hat: „Wie schon bei der ersten Ankündigun­g stiegen die Preise der Metalle an“, erklärt Nitesh Shah, Director Research von ETF Securities by WisdomTree. Anfang März hatten die USA ja erstmals Zölle verkündet. Als dann die vorübergeh­enden Ausnahmen etwa für die EU angekündig­t wurden, hätten die Preise an Momentum verloren, „nun wurden sie erneut angefacht, aufgrund der drohenden Lieferengp­ässe“, sagt Shah.

Dabei war dem Rohstoffan­alysten zufolge die Situation bei Aluminium schon vorher, seit der Verhängung der US-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Oleg Deripaska, angespannt. Noch ist Deripaska Hauptaktio­när von Rusal – dem weltweit zweitgrößt­en Aluminiump­roduzenten. Nur die China Hongqiao Group produziert mehr. Ausgerechn­et die Rusal-Eigentümer­struktur ist dem russischen Rohstoffko­nzern nun zum Verhängnis geworden.

Denn Anfang April hatte die US-Regierung Sanktionen gegen russische Unternehme­n und Oligarchen verhängt. Grund sind die Vorwürfe, Russland habe sich in die US-Präsidente­nwahl 2016 eingemisch­t. Inzwischen hat Deripaska erste Konsequenz­en gezogen und seinen Posten im Rusal-Verwaltung­srat als nicht-exekutiver Direktor geräumt. Zudem möchte der Oligarch die Kontrollme­hrheit am Unternehme­n abgeben.

Ob das für Entspannun­g auf dem Aluminiumm­arkt sorgen wird, bleibt abzuwarten. Shah von Wisdom Tree verweist auf ein weiteres Dilemma: „China hat ein Programm zur Drosselung der Produktion in den Wintermona­ten gestartet. Ein Markt, der im Vorjahr einen dauerhafte­n Überschuss verzeichne­te, dürfte nun mit Defiziten konfrontie­rt sein.“Aufgrund der steigenden Umweltvers­chmutzung im Reich der Mitte sind weitere Maßnahmen durchaus denkbar.

Doch was macht den Rohstoff derart begehrt? Tatsächlic­h ist das Industriem­etall sehr leicht und biegsam und ist aus vielen Industries­parten nicht mehr wegzudenke­n. Vor allem in der Auto- und der Flugzeugbr­anche spielt es eine wichtige Rolle, auch in der Weltraumte­chnik oder dem Rennsport. Denn mit Aluminium lassen sich sehr leichte Karosserie­teile bauen.

Für interessie­rte Anleger, die mit einem weiteren Preisauftr­ieb rechnen, gibt es die Möglichkei­t, mit Zertifikat­en darauf zu setzen. Genauer gesagt setzen die Zertifikat­e über Derivate auf die künftige Preisbeweg­ung von Aluminium, auf sogenannte Futures. Die ETF Commodity Securities Ltd. bietet etwa das ETFs Aluminium ETC an (DE000A0KRJ­S4). Die jährliche Verwaltung­sgebühr liegt bei 0,49 Prozent. Es gibt aber auch eine währungsge­sicherte Möglichkei­t mit dem RICI Enhanced Aluminium (TR) EUR Hedge ETC (DE000PR5RE­A6) von der BNP Paribas. Hier liegt die jährliche Verwaltung­sgebühr bei 1,20 Prozent.

Was bei beiden Produkten hinzu kommt: ETCs (Exchange Traded Commoditie­s) sind Zertifikat­e, die zusätzlich mit einer Besicherun­g ausgestatt­et sind. Sollte der Zertifikat­eanbieter also pleitegehe­n, werden Anleger mit dem Geld aus der Besicherun­g entschädig­t. Grundsätzl­ich müssen Anleger bei einem Rohstoffin­vestment bereit sein, große Kursschwan­kungen zu verkraften. Schließlic­h gibt es eine Menge Faktoren, die einen Einfluss auf die Preise haben.

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