Die Presse

Wer mit einem Pokal um die Wette strahlt

French Open II. Simona Halep, 26, legte mit dem Paris-Sieg ihren Finalfluch bei Grand-Slam-Turnieren ab, jetzt fühlt sich die Rumänin als wahre Nummer eins der Welt. Sportlegen­den wie Nadia Com˘aneci oder Ion T,iriac applaudier­en.

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Simona Halep genoss gerade erst ihren ersten Grand-Slam-Titel, da adelte Turn-Idol Nadia Comaneci die weltbeste Tennisspie­lerin schon als neue rumänische Sportlegen­de. „Bisher waren wir drei: Ilie ( Nastase),˘ Gheorghe (Hagi) und ich. Jetzt sind wir vier. Das ist ein großer Tag für Rumänien“, sagte Comaneci,˘ die mit der historisch­en Traumnote 10,0 bei den Sommerspie­len 1976 in Montreal Geschichte schrieb. Dass sie in Haleps Box in Paris sitzen musste, verstand sich für die Turn-Ikone von selbst.

Halep wollte den Coupe Suzanne Lenglen am liebsten gar nicht mehr hergeben, nachdem sie fast ihr halbes Leben lang auf diese Trophäe bei einem Grand Slam warten musste. „Ich habe sie ganz oft geküsst, um sicherzuge­hen, dass sie in meinem Herzen bleibt“, verriet die 26-Jährige nach der Siegerehru­ng strahlend. Ihre Beziehung zu Grand-Slam-Endspielen ist eigentlich auch einzigarti­g: Sie verlor zuvor zweimal in Paris (2014, 2017) und heuer das Melbourne-Finale – jetzt ist die Nummer eins der Tenniswelt erstmals Majorsiege­rin.

Nach dem 3:6, 6:4, 6:1 über USOpen-Siegerin Sloane Stephens wurde offensicht­lich, wie schwer die Bürde dieser drei Niederlage­n auf der Rumänin tatsächlic­h lastete. Halep strahlte gelöst wie nie, war zu Scherzen aufgelegt, sämtli- che Verbissenh­eit war gewichen. „Die Nummer eins zu sein ohne Grand-Slam-Titel – das sind nicht hundert Prozent“, räumte sie ein. „Sie hat Angst, Zweifel, Frustratio­nen, ihren Schmerz besiegt. Sie hat unser mangelndes Vertrauen besiegt“, kommentier­te die rumänische Sportzeitu­ng „Sporturilo­r“.

Auf der Tribüne hob Virginia Ruzici den Daumen, die 1978 erste rumänische Grand-Slam-Siegerin war. Fünf Jahre zuvor triumphier­te Nastase˘ bei den Herren – ebenfalls im Stade Roland Garros. Paris und Rumäniens Tennis scheinen aufeinande­r abgestimmt, Halep gewann hier 2008 das Mädchentur­nier, 2010 spielte sie hier ihren ersten Grand-Slam.

„Simona hat ein bescheiden­es Match geliefert“, lautete das trockene Urteil des Managers Ion T,iriac in „Prosport“, „aber sie hat es zu 300 Prozent verdient. Auch diesmal hat sie den Kampf nicht aufgegeben. Die Rumänen sollen glücklich sein.“

Nicht nur die enthusiast­ischen rumänische­n Fans unter den knapp 15.000 Zuschauern, das gesamte Publikum half ihr, sich vom Verliereri­mage zu befreien. Fünf Jahre nach ihrem ersten Turniersie­g in Nürnberg und knapp fünf Monate nach dem verlorenen Endspiel bei den Australian Open gegen Caroline Wozniacki war sie am Ziel ihrer Träume angekommen. (red.)

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