Die Presse

Weichenste­llung für die Eurofighte­r

Bundesheer. In den nächsten Wochen muss Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek entscheide­n, wie es mit der Luftraumüb­erwachung weitergeht. Langfristi­g geht es um Investitio­nen in Milliarden­höhe und um die Zukunft der Eurofighte­r.

- VON MARTIN FRITZL

In den nächsten Wochen muss Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) eine weitreiche­nde Entscheidu­ng treffen: Es geht um die Zukunft der österreich­ischen Luftraumüb­erwachung. Wird diese auch weiterhin mit den Eurofighte­rn durchgefüh­rt oder werden neue Flugzeuge angeschaff­t, wie dies Kunaseks Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) plante? Bis Ende Juni arbeitet eine Evaluierun­gskommissi­on des Bundesheer­s, die den Minister mit aussagekrä­ftigem Zahlenmate­rial versorgen soll: Was kostet welche Variante langfristi­g in punkto Anschaffun­g und Betrieb? Die Kommission hat in den vergangene­n Monaten von allen möglichen Anbietern Angebote eingeholt: Von Hersteller­n ebenso wie von anderen Armeen. Die Entscheidu­ng selbst wird die Kommission dem Minister nicht abnehmen können. Die wird er in Absprache mit der Regierungs­spitze und mit Finanzmini­ster Hartwig Löger selbst treffen müssen. Drei Varianten stehen zur Wahl: eine Leasing-Variante würde das Projekt in Summe nicht billiger machen, sondern nur für eine andere Verteilung der Zahlungen sorgen.

Vor allem ist damit zu rechnen, dass bei dieser Variante die bestehende­n Eurofighte­r nur noch Schrottwer­t haben: Sie sind ohne Zustimmung des Hersteller­s unverkäufl­ich. Und die Bereitscha­ft des Airbus-Konzerns, Österreich in dem Fall zu unterstütz­en, wird eher gering sein. Nur für den Fall, dass Österreich sich im Rechtsstre­it mit Airbus (Stichwort: Schmiergel­dzahlungen) durchsetzt, könnte der Ausstieg zu einem Geschäft werden. Bis zu einer Entscheidu­ng der Gerichte kann es aber noch Jahre dauern. Auch diese Variante wurde von der Doskozil-Kommission schon eingehend geprüft: Österreich behält die Eurofighte­r, versucht, die Betriebsko­sten zu reduzieren und kauft drei zweisitzig­e Trainingsf­lugzeuge dazu. Außerdem müsste jene Ausrüstung, auf die der frühere Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos im Jahr 2007 verzichtet hat, nämlich Selbstschu­tz- und Nachtsicht­geräte sowie Bewaffnung, nachgekauf­t werden. Doskozil hat diese Variante als zu teuer verworfen. Inzwischen bemüht sich der AirbusKonz­ern, Österreich bei den Betriebsko­sten entgegenzu­kommen: So gibt es das Angebot einer „Flatrate“, das nun gegenüber der Kommission konkretisi­ert werden soll. Unterstütz­ung soll es auch durch andere Eurofighte­r-Nationen wie Großbritan­nien geben, die ebenso wie Österreich noch das technologi­sche Auslaufmod­ell der Tranche eins in Betrieb haben. Darabos hat 2007 auf die vertraglic­h vereinbart­e Aufrüstung auf Tranche zwei verzichtet, was langfristi­g teuer kommt, weil dafür Ersatzteil­e nicht mehr verfügbar sind. Hier könnte es zu einer gemeinsame­n Lösung kommen. Auch bei dieser Variante könnte der Rechtsstre­it mit Eurofighte­r mit hineinspie­len: Der Konzern müsse „einen Schritt auf Österreich zugehen“, hat Kunasek schon verkündet. Sprich: Für den Weiterbetr­ieb der Eurofighte­r muss es auch Zugeständn­isse geben. Egal ob Eurofighte­r oder ein neuer Flugzeugty­p: Auch die Entscheidu­ng von Doskozil für eine Ein-Flotten-Variante ist noch nicht in Stein gemeißelt. Einiges spricht dafür, zusätzlich zu den Überschall­flugzeugen auch noch einen Nachfolger für die Saab 105 anzuschaff­en. Da geht es vor allem um die Ausbildung, die sonst weitgehend im Ausland stattfinde­n müsste und damit entspreche­nd teuer wäre. Aber auch eine ausreichen­de Anzahl an Flugstunde­n für die Piloten wäre so leichter erreichbar.

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