Olgun attackiert seinen Vorgänger
Islam. Der IGGÖ-Präsident prangert Versäumnisse von Ex-Präsident Fuat Sanac bei den Verhandlungen zum Islamgesetz an – der bezeichnet Olguns Vorgehen als „unprofessionell“.
Der Konflikt in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) rund um die Schließung von Moscheen und die Ausweisung von Imamen geht weiter. Nun hat auch Präsident Ibrahim Olgun auf die Vorwürfe aus den eigenen Reihen reagiert, wonach er die Moscheen-Schließungen vorangetrieben hätte. Er schreibt in einer Stellungnahme, dass die IGGÖ unter seiner Leitung „ihren gesetzlichen Verpflichtungen nach bestem Wissen und Gewissen“nachkomme und selbstverständlich auch im Austausch mit dem Kultusamt stehe. „Pflichtgemäß“seien dem Kultusamt formelle Mängel betreffend die „Arabische Kultusgemeinde“mitgeteilt worden.
Die IGGÖ habe aber nie die Schließung von einzelnen Moscheen beantragt und auch nichts davon gewusst, als die Regierung am Freitag genau diese Maßnahmen verkündete. Man wisse – bis auf zwei – nicht einmal, welche Moscheen überhaupt von der Schließung betroffen seien, so Olgun. Dass ihm nun vorgeworfen wird, dass die Vorgehensweise der Bundesregierung mit der IGGÖ akkordiert sei, sei also nicht richtig. Am Montag hatte IGGÖ-Vizepräsident Abdi Tasdö¸gen˘ Olgun vorgeworfen, die Moscheen-Schließungen mit einer Anzeige beim Kultusamt veranlasst zu haben. Der Weg dorthin sei mit Olgun und der Regierung abgesprochen gewesen, „die Auflösung der Arabischen Kultusgemeinde sogar bezweckt“gewesen.
Olgun wiederum greift nun auch seine Vorgänger in der IGGÖ-Führung an. Durch die Einführung des Islamgesetzes im Jahr 2015 sei die IGGÖ mit neuen Herausforderungen und Aufgaben konfrontiert, die nicht in Relation zu den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen stehen. „Viele dieser negativen Entwicklungen hätte man sich ersparen können, wenn die damaligen Verantwortli- chen der IGGÖ, darunter auch der jetzige Vizepräsident bei der Entstehung des Islamgesetzes dessen Umsetzbarkeit und Auswirkungen im Vorfeld hinterfragt hätten.“Konkret spricht Olgun Vizepräsident Tasdö¸gen˘ an – federführend bei den Verhandlungen war aber Fuat Sanac, IGGÖ-Präsident von 2011 bis 2016. Der weist die Vorwürfe seines Nachfolgers im Gespräch mit der „Presse“zurück.
Sanac: „Problem intern lösen“
„Man muss mit seinen Glaubensbrüdern sprechen und das intern lösen“, sagt er. Das sei eine Verschiebung der Probleme auf andere. „Das finde ich unprofessionell.“Doch was das mit dem Islamgesetz zu tun haben soll, wisse er ohnehin nicht. Er selbst sieht das 2015 beschlossene Islamgesetz als ein Gesetz, „für das die Muslime in anderen Ländern kämpfen würden“. So habe man in Österreich viele Rechte, vom Islamunter- richt über Kindergärten und Schulen bis zu Lehrern, die vom Staat bezahlt würden. Abgesehen davon sei er es leid, dass ihm allein die Schuld für ein Gesetz gegeben werde: „Wir haben immer mit Gremien und Verbänden zusammengesessen.“Und das am Ende auch einstimmig – da seien alle Verbände mit im Boot gewesen. „Es war vielleicht mein Fehler, dass ich nicht alle unterschreiben habe lassen, als wir die letzte Fassung der Stellungnahme an das Parlament geschickt haben“, so Sanac.
Er habe sich bisher mit Wortmeldungen zurückgehalten. Aber da er nun persönlich angesprochen sei, sei es sein Recht, so Sanac, auch seine Meinung dazu zu sagen. Er appelliert jedenfalls an die Muslime, trotz der jüngsten Differenzen weiter im Gespräch miteinander zu bleiben. „Probleme müssen wir unter uns lösen und nicht immer jammern und die Schuld auf die anderen schieben.“(eko/APA)