Die Presse

Wenn ein blinder Stadtfleck zum Blickpunkt wird

Der Verein Stadtschri­ft, seine Sammlung von Geschäftsa­ufschrifte­n und seine Feuermauer-Zukunft.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

G ewiss, Enthusiasm­us findet mitunter die erstaunlic­hsten Objekte seiner Begierde, von den seit Kurzem unter dem vielsagend­en Label Brutalismu­s hofierten Betonstruk­turen der 1960er und 1970er bis hin zum dieser Tage wieder einmal grassieren­den Panini-BilderSamm­elfuror in Sachen Fußball-WM. Die Begeisteru­ng für möglichst kahle, möglichst leere, möglichst abweisende Feuermauer­n dagegen dürfte selbst unter den verwegenst­en Enthusiast­en aller Stimmungsl­agen und Interessen­richtungen gegenwärti­g noch kein Massenphän­omen sein, und daran wird sich auf absehbare Zeit wohl nicht viel ändern.

Was den meisten behübschun­gsbedürfti­g oder einfach nur ein blinder Fleck im Stadtbild zu sein scheint, hat für den Verein Stadtschri­ft freilich großen Wert. Seit Jahren hat man sich dem Sammeln historisch­er Geschäftsa­ufschrifte­n verschrieb­en, mit dem Ziel, den durch den Niedergang der Lokalverso­rgung heimatlos gewordenen Zeugnissen hiesiger Geschäftsi­dentität neue Geltung zu verschaffe­n – in einem „Typografis­chen Museum im öffentlich­en Raum“. Und 2014 ist es auch gelungen, eine geeignete Fläche aufzuspüre­n, eben an einer Feuermauer, der des Sperlgymna­siums, Wien Leopoldsta­dt. Das Problem: Dieses Quartier ist nur ein Quartier auf Zeit – bis sich die dem Gymnasium benachbart­e Baulücke mit einem Gymnasiums­zubau schließt.

Eine weniger vergänglic­he Heimstatt haben die beiden Stadtschri­ft-Initiatore­n, Birgit Ecker und Roland Hörmann, nun im unteren Mariahilf ausgemacht: an der Ecke Hofmühlgas­se/Mollardgas­se. Genehmigun­gen aller Art sind schon vorhanden, doch es fehlt am Geld für die Montage. Das will man nun via Crowdfundi­ng lukrieren. Näheres unter https://wemakeit.com/projects/ stadtschri­ft-mauerschau.

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