Neuer Batterie-Gigant made in China
Chinas neuer Börsenstar: Das Papier des Elektrobatteriebauers CATL steigt rasant. Auf dem Weg zur globalen Branchenführerschaft ist ihm die Rückendeckung des Staates sicher.
Detroit war gestern. Das neue Mekka der (Elektro-)Automobilindustrie könnte im Südosten Chinas angesiedelt sein. Dort, genauer gesagt in Ningde, hat zumindest die Contemporary Amperex Technology Ltd (kurz CATL) ihren Sitz. Das Unternehmen ist der größte chinesische Hersteller von Elektroautobatterien – und seit Kurzem so ziemlich die heißeste Aktie auf dem Pekinger Börsenparkett.
Seit die Eigentümer am Montag erstmals zehn Prozent des Unternehmens auf den Markt warfen, erreicht die CATL-Aktie Tag für Tag schneller die gesetzliche Grenze für tägliche Kurssteigerungen. 44 Prozent Plus am Montag, zehn Prozent Plus am Dienstag noch vor der Mittagspause. Binnen kürzester Zeit wurden die drei Unternehmensgründer zu Multimilliardären, rechnet Bloomberg vor.
Das hohe Interesse der Anleger hat einen guten Grund: CATL sieht sich auf dem Weg, in Windeseile zum weltgrößten Hersteller von Elektroautobatterien zu werden – und kann dabei auf großzügige Unterstützung aus Peking vertrauen.
Schon heute haben 99 Prozent aller elektrischen Volkswagenoder BMW-Modelle, die in China verkauft werden, einen CATL-Akku unter der Haube. Dennoch hinkt das Unternehmen sowohl technologisch als auch bei globalen Marktanteilen den Großen Drei der Branche (Panasonic mit Tesla, BYD mit Warren Buffett und LG Chem) hinterher. Doch kein anderer Batteriebauer wächst derart rasant wie der Börsenstar aus China.
Bis 2020 will CATL um 1,3 Milliarden US-Dollar (1,10 Mrd. Euro) ein gigantisches Batteriewerk (24 Gigawattstunden) errichten, das dann nur noch von Teslas Gigafactory in Nevada übertrumpft werden soll. Zusammen mit den bisherigen Produktionsstandorten hätte CATL den US-Rivalen dennoch klar überholt. Bis 2020 soll das Werk in Ningde, das in den 1980er-Jahren noch die ärmste Stadt an Chinas Ostküste war, in Betrieb gehen.
Das Timing ist gut, die Rahmenbedingungen sind es auch. Bis spätestens 2025 will die Pekinger Führung siebenmal so viele Elektroautos im Jahr verkauft wissen wie heute. Auch ein Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren steht im Raum. All das ist Teil von Chinas erklärtem Ziel, das Land zum globalen Zentrum der Elekt- roautoindustrie aufzubauen. Eine starke Batteriebranche ist der Schlüssel dazu. Rechnet man die geplanten Batteriewerke mit, übertrumpft China den Rest der Welt in diesem Bereich um das Dreifache.
Die Aussicht auf eine weltweite Führungsrolle lässt sich Peking einiges kosten. Seit einigen Jahren zahlt sie chinesischen Kunden üppige Förderungen, wenn sie sich beim Autokauf für eine elektrische Variante entscheiden. 2016 und 2017 flossen in Summe rund 83 Milliarden Yuan (elf Milliarden Euro) an Beihilfen, schätzt die China Passenger Car Association. Auch die (ungeschriebenen) Gesetze in China helfen dem Lokalmatador. So weiß jeder internationale Autobauer, wie dringend Peking wünscht, dass Elektroautos, die in China gefertigt werden, mit lokal erzeugten Batterien fahren.
CATL expandiert unterdessen im Ausland. Im Vorjahr hat das Unternehmen 30 Millionen Euro für 22 Prozent an der finnischen Valmet Automotive ausgegeben, einem Vertragsfertiger für Mercedes und Zulieferer für Porsche und Lamborghini. Heuer steht Detroit auf dem Plan. Gekauft wird im alten Mekka der Automobilbranche aber nicht. Ein Vertriebsbüro muss reichen, um den verbliebenen USHerstellern die Batterien aus China schmackhaft zu machen.