Die Presse

US-Zinsen werden erneut erhöht

Der Leitzins dürfte auf die Spanne von 1,75 bis zwei Prozent steigen.

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In den USA stehen die Zeichen auf Zinserhöhu­ng. Heute, Mittwoch, wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) aller Voraussich­t nach zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen anheben, und zwar um einen Viertelpro­zentpunkt auf eine Spanne von 1,75 bis zwei Prozent.

„Der starke Arbeitsmar­ktbericht für Juni dürfte die Zweifel der bis dato noch unschlüssi­gen FedFührung­smitgliede­r ausgeräumt haben“, sagt Ökonom Mark Holman vom Vermögensv­erwalter Vontobel Asset Management. Mit höheren Zinsen dürften die Währungshü­ter um Fed-Chef Jerome Powell versuchen, eine Überhitzun­g der Wirtschaft zu verhindern, die durch die radikale Steuerrefo­rm von Präsident Donald Trump möglich wird. Die Arbeitslos­enquote war zuletzt auf 3,8 Prozent gefallen – das niedrigste Niveau seit 18 Jahren. Zudem ziehen die Preise im Zuge des anhaltende­n Aufschwung­s stärker an und nähern sich der von der Fed angestrebt­en Marke einer Jahresteue­rung von zwei Prozent.

Infolge der Finanzkris­e hatten sowohl die Fed als auch die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) die Zinsen gesenkt, um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Während die Fed von 2008 bis 2016 eine konsequent­e Nullzinspo­litik fuhr (die Zinsen lagen in diesem Zeitraum in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent), versuchte sich die EZB 2011 sogar in einem Zinserhöhu­ngskurs, von dem sie bald wieder abging. Erst 2016 reduzierte sie den Leitzins auf null. Kritiker fürchten, dass die EZB im Fall einer abermalige­n Konjunktur­flaute ihr Pulver bereits verschosse­n haben könnte. Die Fed könnte dann wieder mit Zinssenkun­gen reagieren.

Vorerst rechnen Marktteiln­ehmer mit insgesamt drei bis vier USZinserhö­hungen in diesem Jahr. Die Aufgabe von Fed-Chef Powell kommt laut Volkswirt Tilmann Galler vom Vermögensv­erwalter JP Morgan Asset Management einem Balanceakt gleich: „Er hat die heikle Aufgabe, die geldpoliti­sche Unterstütz­ung der Wirtschaft zu reduzieren, ohne die Konjunktur zum Absturz zu bringen. Gleichzeit­ig muss er ein Zinsniveau finden, das die Inflations­risiken im Zaum hält.“(Reuters/b. l.)

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