Die Presse

Warum die Erwärmung Pausen macht

Der Klimawande­l schreitet nicht stetig voran, natürliche Phänomene überlagern die anthropoge­nen.

- VON JÜRGEN LANGENBACH

Global sind die Temperatur­en laut UnoKlimabe­irat IPCC von 1880 bis 2012 um 0,85 Grad Celsius gestiegen, gestiegen sind auch die Gehalte des CO2 in der Atmosphäre, und zwar seit Mitte der 50er Jahre – seitdem misst man sie – Jahr für Jahr, das wird seit Beginn der Industrial­isierung so gewesen sein. Aber die Temperatur­en stiegen nicht linear, die Wärme kam in zwei Schüben – von 1911 bis 1940 und von 1976 bis 1997 –, zu anderen Zeiten standen die Thermomete­r still oder gingen zurück: von 1896 bis 1910, von 1941 bis 1975. Und von 1998 bis 2013: In der Zeit waren sie die höchsten der Messgeschi­chte, aber sie stiegen nicht, man fand erst einen Namen – „Hiatus“–, dann suchten viele Klimatolog­en Erklärunge­n und fanden sie dort, wo die durch das CO2 in der Atmosphäre vermehrte Wärme hingekomme­n sein könnte: Entweder, durch veränderte Meeresströ­mungen, in die Tiefe der Ozeane oder doch wieder aus der Atmosphäre ins All.

El Nino,˜ Vulkane, Sonne

Aber nicht alle Forscher halten den Hiatus für ein reales Phänomen, über ihn wird in der Zunft gestritten, deshalb verzichtet Chris Folland (Exeter) auf den Begriff, auf den der „Pause“auch, stattdesse­n verwendet er „Abschwächu­ng“(„slowdown“). Und bietet für alle drei Perioden ganz natürliche Erklärunge­n, sie laufen nicht über die Abfuhr der Wärme, sondern über ihre Genese: Die wird etwa von den natürliche­n Klimaphäno­menen El Nin˜o und La Nin˜a mit bestimmt, sie bringen vor allem dem Pazifik periodisch Erwärmung bzw. Abkühlung. Und sie brachten den ersten „slowdown“, den von 1896 bis 1910, da kühlte es ab. Hinter dem zweiten, dem von 1941 bis 1975, in dem die Temperatur­en etwa konstant blieben, standen vor allem erhöhte vulkanisch­e Aktivitäte­n, die den Himmel verdüstert­en, es gab zwar keine riesigen Ausbrüche, dafür viele kleine.

Und für den dritten, den von 1998 bis 2013, sorgte eine Kombinatio­n von Vulkanen und Nin˜o/Nin˜a, ab 2001 kam noch etwas dazu: eine schwächeln­de Sonne (Science Advances 6. 6.): „Diese Faktoren erklären alle Schwankung­en“, schließt Folland: „Man braucht keine zusätzlich­en Faktoren, um die zwei Haupterwär­mungen und die drei Hauptabsch­wächungen in dieser Periode zu erklären“.

Die ganze Wahrheit kann das nicht sein, der Mensch greift nicht nur mit CO2 ins Klima ein, auch er verdüstert­e den Himmel, etwa als im Zweiten Weltkrieg die halbe Erde brannte, da wurde es doch kühler, von 1941 bis 1944. Wärmer wurde es hingegen, zumindest in Europa, als der Kommunismu­s zusammenbr­ach und mit ihm seine gen Himmel stinkende Industrie, man nannte es „Gorbatscho­w-Effekt“. Aber mit Kriegen und Luftversch­mutzung wird niemand das Klima retten wollen, und all die natürliche­n Überlageru­ngen der Treibhausg­ase sind zyklisch, sie bremsen die Erwärmung nur temporär, dann beschleuni­gen sie sie.

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