Die Presse

Josef Cap: „Das empfinde ich als undemokrat­isch“

Interview. Der ehemalige SPÖ-Klubchef übt Kritik an Passagen des neuen Parteiprog­ramms.

- VON MARTIN FRITZL

Die Presse: SPÖ-Mitglieder sollen künftig über Koalitione­n abstimmen dürfen. Sind Sie dafür? Josef Cap: Meine Kritik daran lautet: 1,4 Millionen Wähler haben ein Votum für die SPÖ getätigt mit der Erwartung, dass die Verantwort­ungsträger der SPÖ die Inhalte in einer Koalition umsetzen. Bei 150.000 Mitglieder­n und 20 Prozent Beteiligun­g würden 30.000 Mitglieder diesen 1,4 Millionen Wählern gleichgest­ellt werden. Das empfinde ich als undemokrat­isch.

Die Mitglieder sollen nicht mehr mitreden können? Natürlich sollen sie das, sie sollen zu vielen inhaltlich­en Themen befragt werden. Es muss eine Aufwertung der Mitglieder geben. Aber bei der Frage der Regierungs­beteiligun­g geht es um die Erwartunge­n der Wähler.

Die zweite Änderung wäre, dass Mandatare nach zehn Jahren eine Zweidritte­lmehrheit brauchen. Aus meiner eigenen Geschichte weiß ich, je kritischer man in der Partei und in der Öffentlich­keit aufgetrete­n ist, desto größer war die Bereitscha­ft, bei geheimen Abstimmung­en zu streichen. 1982 nach den drei Fragen an den burgenländ­ischen Landeshaup­tmann bin ich sogar abgewählt worden. Ich fürchte, in der zweiten Periode wird jeder, der noch eine dritte Periode machen will, sich überlegen, ob er noch kritisch auftritt. Da erzeugt man einen Anpassungs­druck.

Aber ein gewisser personelle­r Wechsel in den Funktionen wäre doch auch sinnvoll. Da bin ich auch dafür. Es soll eine Mischung zwischen Kompetenz und Erfahrung und jung und innovativ geben. Aber ich glaube, man sollte da die Wähler stärker einbeziehe­n. Das erreicht man, indem man die Hürden für die Vorzugssti­mmen drastisch senkt. Das wäre eine echte Reform.

Die SPÖ soll das ÖVP-Modell übernehmen? Man soll das übernehmen, was wir in der Regierungs­erklärung 2013 beschlosse­n haben. In Ihrem Buch „Kein Blatt vor dem Mund“haben Sie den Wahlkampf der SPÖ kritisiert.

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