Die Presse

Alpbach: WKO steigt als Geldgeber aus

Europäisch­es Forum. „Wir sehen keinen Mehrwert für uns“, verlautet aus der Wirtschaft­skammer. Jetzt hat der Präsident des Forum Alpbach, Franz Fischler, auch der Arbeiterka­mmer mitgeteilt, dass sie als Kooperatio­nspartner gehen muss.

- VON HANNA KORDIK

Das Europäisch­e Forum Alpbach – ganz großes Kino. Seit 1945 findet es alljährlic­h im Tiroler Bergdorf Alpbach statt. Jeden Spätsommer kommen Referenten aus aller Welt in das Bilderbuch-Idyll. Zuletzt wurden rund 5000 Teilnehmer aus über hundert Ländern gezählt. In Alpbach treffen Größen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenscha­ft zusammen. Das sollte man sich tunlichst nicht entgehen lassen. Oder vielleicht doch?

Die Wirtschaft­skammer pfeift jedenfalls darauf. „Wir sind für heuer ausgestieg­en“, sagt Sprecherin Sonja Horner der „Presse“. Die Interessen­vertretung wird also nicht mehr als Geldgeber und Kooperatio­nspartner für die „Wirtschaft­sgespräche“, die vom 28. bis 30. August stattfinde­n, zur Verfügung stehen. Das ist gelinde gesagt ein Knalleffek­t. Und übrigens nicht der erste in dem Zusammenha­ng.

Schon im Sommer 2014 gab es erste Wickel dieser Art. Damals holte Forum-Präsident Franz Fischler besagte Wirtschaft­skammer, aber auch die Arbeiterka­mmer als Alpbach-Finanziers ins Boot – offiziell gilt die Bezeichnun­g „Mitveranst­alter“. Doch das war wiederum einem anderen, jahrelange­n Geldgeber nicht recht: Und so sagte die Industriel­lenvereini­gung dem Forum Alpbach adieu.

Hinter vorgehalte­ner Hand wurde damals schon getuschelt: Die Industriel­len hätten vor allem ein Problem mit der Hereinnahm­e der roten Arbeiterka­mmer gehabt. Aber generell passe es ihnen auch nicht, dass die „Wirtschaft­sgespräche“zu einer Art Plattform der Sozialpart­ner mutierten.

Und tatsächlic­h: Bei der damaligen Eröffnung des Events in Alpbach standen Wirtschaft­skammer-Chef Christoph Leitl und Arbeiterka­mmer-Präsident Rudolf Kaske Schulter an Schulter auf der Bühne. Das Publikum, das eigentlich gewohnt war, in Alpbach das internatio­nale Who’s who zu erleben oder zumindest jede Menge Inspiratio­nen mitzunehme­n, war einigermaß­en konsternie­rt.

Die Wirtschaft­skammer selbst scheint sich damit auch nicht wohlzufühl­en – jedenfalls unter nunmehrige­r Führung von Harald Mahrer. Offenbar fehlen ihm in Alpbach die großen Vordenker, wirtschaft­spolitisch­e Eingebung, internatio­naler Diskurs. „Wir wünschen uns mehr inhaltlich­e Themenfoku­ssierung“, sagt seine Sprecherin Horner. Und: „In dieser Form sehen wir derzeit keinen Mehrwert für uns.“Das sei Franz Fischler Anfang April auch schon schriftlic­h mitgeteilt worden. Mit dem versöhnlic­hen Nach- satz, dass man ja durchaus im nächsten Jahr wieder eine Kooperatio­n ins Auge fassen könne.

Fischler wiederum gibt sich gegenüber der „Presse“gelassen. Es sei ohnehin geplant gewesen, sagt er, das System der finanziell­en Beiträge für Alpbach zu ändern. Dies habe auch mit der zuvor erwähnten Eröffnungs­veranstalt­ung zu tun. Fischler: „Wenn bei der Eröffnungs­feier ein Leitl und ein Kaske reden, dann fehlt mir der internatio­nale Approach.“Er, Fischler, wolle also vom System der „Mitveranst­alter“abkommen. Wer Interesse habe, könne eine Veranstalt­ung im Rahmen des Forums einzeln buchen. „Das kostet dann 20.000 Euro“, erklärt Fischler.

Und dies habe er übrigens auch mittlerwei­le der Arbeiterka­mmer kundgetan. Eh klar: Ansonsten droht politische Schlagseit­e. Fischler betont denn auch: „Wir wollen eine unabhängig­e Veranstalt­ung sein.“

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