Die Presse

Was die kleinen Kaiser besser können

Small Caps. Der US-Handelskon­flikt hat zuletzt die Kurse einiger Großkonzer­ne gehörig belastet. Umso mehr lohnt sich der Blick auf kleine Firmen, die erfolgreic­h in Nischen tätig sind.

- VON RAJA KORINEK

Der Schlagabta­usch über ständig neue Strafzölle sorgt in der Wirtschaft für Spannung – und hinterläss­t Spuren an den weltweiten Börsen. Zahlreiche Großkonzer­ne geraten in das Kreuzfeuer eines anschwelle­nden Handelskon­flikts. So sackte im April, als China mit einer Liste von Gegenmaßna­hmen auf Trumps angekündig­te Strafzölle reagierte, der Kurs der Boeing-Aktie zumindest in einer ersten Reaktion kräftig ab – denn China ist ein sehr wichtiger Markt für den US-Flugzeugba­uer. Das ist nur ein Beispiel von vielen – und die Liste der multinatio­nalen Konzerne, die in den Sog des Disputs geraten könnten, wird wohl noch weiter wachsen.

Weshalb also nicht einen Blick auf die „kleinen Kaiser“werfen, also auf kleine Firmen abseits des großen Rampenlich­ts? Gemeint sind Unternehme­n, die eine geringe Marktkapit­alisierung aufweisen (grob gesagt, ist das der aktuelle Aktienkurs mal Anzahl der Aktien). Viele haben sich in Nischen etabliert und können am Binnenmark­t erfolgreic­h Geld verdienen. Somit seien diese Unternehme­n nur indirekt von internatio­nalen Entwicklun­gen betroffen, sagt Roland Zauner, Fondsmanag­er des Kepler Small Cap Aktienfond­s – um das jedoch gleich wieder zu relativier­en: „Es gibt auch viele kleinere Unternehme­n, die global sehr erfolgreic­h unterwegs sind.“Solche Firmen können sich dann nicht so leicht von internatio­nalen Turbulenze­n abschotten.

Umso mehr sollten Anleger breit gestreut investiere­n, etwa über Fonds. Wobei sich für Fondsmanag­er, die in diesem Bereich nach Chancen suchen, mitunter eine knifflige Aufgabe stellt. Analysten würden sich sich um die kleinen Unternehme­n kaum kümmern, moniert Sebastien´ Lagarde, Fondsmanag­er des Mandarine Global Microcap Fund, der im Sommer 2016 aufgelegt wurde. „Man muss selbst intensiv nachforsch­en.“Das kann sich aller- dings durchaus lohnen: Auf diese Weise könne man auf Unternehme­n stoßen, deren Potenzial bislang schlicht übersehen wurde, meint der Fondsmanag­er. Kleine Konzerne könnten zudem von unternehme­nsspezifis­chen Ereignisse­n besonders profitiere­n. Als Beispiel nennt Lagarde den Portfoliow­ert Serica Energy: Der britische Öl- und Gasfördere­r hatte dem Ölmulti BP einige Ölfelder günstig abgekauft, „noch bevor der Ölpreis kräftig anzog“. Als dieser dann zulegte, hatte sich der Aktienkurs mit einem Schlag verdoppelt.

Es kann aber auch in die andere Richtung gehen, wie bei der britischen Immupharma. „Die Aktie sackte ab, da sich optimistis­che Prognosen zu klinischen Studien nicht bewahrheit­et hatten“, erzählt Lagarde.

Zu den größten Positionen in seinem Fonds zählen Sodastream Internatio­nal, der Ölkonzern W&T Offshore und die japanische Firma Ichikoh Industries, die Autozubehö­r herstellt. Insgesamt entfällt der größte Teil auf Nippons Unterneh- men, gefolgt von US-amerikanis­chen Firmen.

Anders ist es im Kepler Small Cap Aktienfond­s: Hier nimmt Kontinenta­leuropa den ersten Platz ein, gefolgt von Japan. Aus dieser Region sind die zwei größten Positionen mit der Drogerieke­tte Matsumotok­iyoshi und dem Lebensmitt­elproduzen­ten Ariake Japan. Japanische Aktien seien unter anderem deshalb attraktive Portfoliob­estandteil­e, „weil der japanische Yen gut diversifiz­iert“, meint Fondsmanag­er Zauner.

Abseits eines Fondsinves­tments gibt es die Möglichkei­t, auf die Entwicklun­g der „kleinen Kaiser“zu setzen, ohne dass Manager aktive Entscheidu­ngen treffen. Möglich machen das spesengüns­tige, börsennoti­erte Indexfonds (ETFs oder Exchange Traded Funds). Dazu zählt etwa der SPDR MSCI World Small Cap UCITS ETF.

Anleger sollten bei all diesen Investment­s aber beachten, dass die Kurse von sehr kleinen Unternehme­n oft besonders kräftig ausschlage­n können. Und das sowohl nach oben als auch nach unten.

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[ Reuters ]

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