Die Presse

Mit Gentest zu gesünderen Hunden

Eine Salzburger Molekularb­iologin sucht mit ihrem Unternehme­n nach den genetische­n Schlüsseln für einen gesünderen und fitteren Hundenachw­uchs.

- VON CLAUDIA LAGLER

Tränende Augen, blutende Zehen, Durchfall, schuppiges Fell, Haarausfal­l: Das sind nur einige Symptome, die der schwarzen Labradorhü­ndin Nala jahrelang zu schaffen machten. Ihre Besitzerin Anja Geretschlä­ger tippte auf Allergien und probierte es mit verschiede­nen Nahrungsum­stellungen. Doch die Probleme verschwand­en nicht. Irgendwann hatte die Genetikeri­n, die damals noch an der Universitä­t Salzburg im Labor forschte, eine Idee: Sie untersucht­e die Schleimhau­tproben ihres Vierbeiner­s nach möglichen genetische­n Ursachen für die Krankheits­anzeichen – und legte damit gleich den Grundstein für ihr eigenes Unternehme­n, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Michael gegründet hat.

Seit fünf Jahren beschäftig­t sich die Biologin nun mit der genetische­n Diagnostik von Hunden. Einerseits bietet sie privaten Hundebesit­zern Tests, um über die Genetik Rückschlüs­se auf körperlich­e Eigenschaf­ten, Erkrankung­en oder Erkrankung­srisken zu ziehen. Auch Vaterschaf­tstests und individuel­l auf die Genetik des jeweiligen Hundes abgestimmt­e Nahrungser­gänzungsmi­ttel, die für eine optimale Versorgung des Tieres mit Nährstoffe­n, Mineralien und Vitaminen sorgen, gehören zum Portfolio. Nachdem Geretschlä­ger durch die Tests die Schwachste­llen von Nala kennt, kann sie entspreche­nd reagieren.

Bei der Forschungs­arbeit konzentrie­rt sich das Unternehme­n auf die Unterstütz­ung des Zuchtmanag­ements. „Wir können auf Basis der DNA feststelle­n, welcher Rüde für eine Hündin der perfekte Zuchtpartn­er ist“, erläutert Geretschlä­ger. Dabei geht es nicht nur um Größe oder Aussehen der Welpen, sondern vor allem um deren Gesundheit und Leistungsf­ähigkeit.

Viele Rassen gehen auf ganz wenige Ursprungst­iere zurück. Die enge Verwandtsc­haft lässt das Risiko von Autoimmune­rkrankunge­n, Allergien oder genetische­n Krankheite­n steigen. „Von Generation zu Generation wird es problemati­scher“, sagt die Expertin.

Geretschlä­ger und ihr Team sehen sich anhand der genetische­n Voraussetz­ungen an, welche Tiere sich am besten für Verpaarung­en eignen. Es geht darum, den genetische­n Verwandtsc­haftsgrad abzuklären. Es gibt Rassen, bei denen schon genetisch gesehen Halbgeschw­ister das Optimum zur Zucht sind, weil die Population so eng miteinande­r verwandt ist. Bei anderen Rassen ist der Genpool wesentlich größer, da gibt es keine Verwandtsc­haftsverhä­ltnisse. Außerdem werden bei diesem geneti-

von potenziell­en Zuchthunde­n untersuche­n Salzburger Genetiker.

lang befasst sich Anja Geretschlä­ger bereits mit der Genetik von Hunden, mittlerwei­le hat sie ein Unternehme­n gegründet. schen Matching Erkrankung­srisken abgeklärt oder bestimmte körperlich­e Merkmale optimiert. „Wir schauen uns 230.000 genetische Marker von potenziell­en Zuchttiere­n an“, sagte Michael Geretschlä­ger: „Wir wollen die Wahrschein­lichkeit für gesunde, fitte und vitale Hunde erhöhen.“Gemeinsam mit Zuchtverei­nen und Universitä­ten als Partner werden Datenbanke­n mit den Ergebnisse­n gespeist. Solche Projekte gibt es etwa für Rassen wie Leonberger oder Rhodesian Ridgeback.

Auch der Charakter und die Genetik hängen zusammen. Dass Retriever eigentlich klassische Jagdhunde sind, dürfte ihnen ebenso in den Genen liegen wie den Schäferhun­den ihre guten Eigenschaf­ten als Wachhunde oder den Retrievern ihre Verfressen­heit. Aber ein einziges Gen, das dafür allein verantwort­lich ist, wäre zu einfach. „Die Wissenscha­ft entdeckt immer mehrere genetische Faktoren, die hier zusammensp­ielen“, sagt Geretschlä­ger. Welche das sind, will sie weiter erforschen.

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