Mit Gentest zu gesünderen Hunden
Eine Salzburger Molekularbiologin sucht mit ihrem Unternehmen nach den genetischen Schlüsseln für einen gesünderen und fitteren Hundenachwuchs.
Tränende Augen, blutende Zehen, Durchfall, schuppiges Fell, Haarausfall: Das sind nur einige Symptome, die der schwarzen Labradorhündin Nala jahrelang zu schaffen machten. Ihre Besitzerin Anja Geretschläger tippte auf Allergien und probierte es mit verschiedenen Nahrungsumstellungen. Doch die Probleme verschwanden nicht. Irgendwann hatte die Genetikerin, die damals noch an der Universität Salzburg im Labor forschte, eine Idee: Sie untersuchte die Schleimhautproben ihres Vierbeiners nach möglichen genetischen Ursachen für die Krankheitsanzeichen – und legte damit gleich den Grundstein für ihr eigenes Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Michael gegründet hat.
Seit fünf Jahren beschäftigt sich die Biologin nun mit der genetischen Diagnostik von Hunden. Einerseits bietet sie privaten Hundebesitzern Tests, um über die Genetik Rückschlüsse auf körperliche Eigenschaften, Erkrankungen oder Erkrankungsrisken zu ziehen. Auch Vaterschaftstests und individuell auf die Genetik des jeweiligen Hundes abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel, die für eine optimale Versorgung des Tieres mit Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen sorgen, gehören zum Portfolio. Nachdem Geretschläger durch die Tests die Schwachstellen von Nala kennt, kann sie entsprechend reagieren.
Bei der Forschungsarbeit konzentriert sich das Unternehmen auf die Unterstützung des Zuchtmanagements. „Wir können auf Basis der DNA feststellen, welcher Rüde für eine Hündin der perfekte Zuchtpartner ist“, erläutert Geretschläger. Dabei geht es nicht nur um Größe oder Aussehen der Welpen, sondern vor allem um deren Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Viele Rassen gehen auf ganz wenige Ursprungstiere zurück. Die enge Verwandtschaft lässt das Risiko von Autoimmunerkrankungen, Allergien oder genetischen Krankheiten steigen. „Von Generation zu Generation wird es problematischer“, sagt die Expertin.
Geretschläger und ihr Team sehen sich anhand der genetischen Voraussetzungen an, welche Tiere sich am besten für Verpaarungen eignen. Es geht darum, den genetischen Verwandtschaftsgrad abzuklären. Es gibt Rassen, bei denen schon genetisch gesehen Halbgeschwister das Optimum zur Zucht sind, weil die Population so eng miteinander verwandt ist. Bei anderen Rassen ist der Genpool wesentlich größer, da gibt es keine Verwandtschaftsverhältnisse. Außerdem werden bei diesem geneti-
von potenziellen Zuchthunden untersuchen Salzburger Genetiker.
lang befasst sich Anja Geretschläger bereits mit der Genetik von Hunden, mittlerweile hat sie ein Unternehmen gegründet. schen Matching Erkrankungsrisken abgeklärt oder bestimmte körperliche Merkmale optimiert. „Wir schauen uns 230.000 genetische Marker von potenziellen Zuchttieren an“, sagte Michael Geretschläger: „Wir wollen die Wahrscheinlichkeit für gesunde, fitte und vitale Hunde erhöhen.“Gemeinsam mit Zuchtvereinen und Universitäten als Partner werden Datenbanken mit den Ergebnissen gespeist. Solche Projekte gibt es etwa für Rassen wie Leonberger oder Rhodesian Ridgeback.
Auch der Charakter und die Genetik hängen zusammen. Dass Retriever eigentlich klassische Jagdhunde sind, dürfte ihnen ebenso in den Genen liegen wie den Schäferhunden ihre guten Eigenschaften als Wachhunde oder den Retrievern ihre Verfressenheit. Aber ein einziges Gen, das dafür allein verantwortlich ist, wäre zu einfach. „Die Wissenschaft entdeckt immer mehrere genetische Faktoren, die hier zusammenspielen“, sagt Geretschläger. Welche das sind, will sie weiter erforschen.