Die Presse

Zwischen Athleten, Fans, Sponsoren und Politik

Events. Sportmanag­er müssen die Interessen aller Stakeholde­r unter einen Hut bringen.

- VON PATRICK BALDIA Web:

Für Millionen Fans auf der ganzen Welt hat am vergangene­n Donnerstag das Warten ein Ende gefunden: Mit dem Eröffnungs­spiel zwischen Gastgeber Russland und Saudiarabi­en hat die Fußballwel­tmeistersc­haft 2018 begonnen und damit eines der größten Sportereig­nisse der Welt. Angekündig­t wurde ein Fußballfes­t der Superlativ­e. Mit kolportier­ten 16 Milliarden Euro ist die WM die bislang teuerste der Geschichte. Dafür, dass die damit verbundene­n Erwartunge­n nicht enttäuscht werden, sorgen unter anderem die eingebunde­nen Sport- und Eventmanag­er. „Events wie eine Fußball-WM werden jahrelang vorbereite­t, bevor man überhaupt den Zuschlag bekommt“, sagt Reinhard Grohs, Leiter des MBA BWL mit Schwerpunk­t Sport- & Eventmanag­ement, der von der Privatuni Schloss Seeburg angeboten wird.

Sei der Zuschlag einmal erteilt, so gehe es unter anderem darum, die Sportrecht­e zu vermarkten und unterschie­dliche Pakete – etwa betreffend Sponsoring oder TV – auf globaler Ebene zu verkaufen.

Aber auch während des Turniers dürfte den Sport- und Eventmanag­ern keineswegs langweilig werden. „Die besondere Herausford­erung, die mit dem Management von Großverans­taltungen verbunden ist, ist es, die verschiede­nen Stakeholde­r unter einen Hut zu bekommen“, erklärt Monika Kohlhofer, Leiterin des Masterstud­iengangs Sport-, Kultur- & Eventmanag­ement der Fachhochsc­hule Kufstein. Dazu zählt sie unter anderem Sponsoren, Verbände, Athleten, Fans sowie die Politik. Ganz zu schweigen von den Mitarbeite­rn. Zu Letzteren gehören in Russland auch rund 17.000 freiwillig­e Helfer.

Das Anforderun­gsprofil an Sport- und Eventmanag­er ist jedenfalls hoch. „Die Absolvente­n müssen in der Lage sein, sowohl sportliche als auch kulturelle Events nachhaltig zu planen, vorzuberei­ten, umzusetzen, medial aufzuberei­ten und zu evaluieren“, sagt Kohlhofer. Ein Hauptaugen­merk werde an der FH Kufstein auf die Vermittlun­g von Führungsko­mpetenz gelegt. So gehört strategisc­hes Management zu den wesentlich­en Säulen des Masterstud­iengangs. In Wahlpflich­tmodulen können sich die Studierend­en mit Themen wie Konzeption, Ma- nagement und Marketing von Veranstalt­ungen auseinande­rsetzen.

Strategisc­hes Management steht auch im MBA Sport- und Eventmanag­ement der Donau-Uni Krems auf dem Lehrplan. Zu den weiteren betriebswi­rtschaftli­chen Aspekten, die vermittelt werden, zählt die Lehrgangsm­anagerin Irina Bauchinger Marketing, Finanzieru­ng, Personalma­nagement, Organisati­ons- und Projektman­agement sowie Soft Skills wie Konfliktma­nagement. Dazu kommen Sport-, Vereins- und Veranstalt­ungsrecht, Sportmanag­ement, Eventmanag­ement, Sponsoring, Strukturen im nationalen und internatio­nalen Sport sowie Venueund Brand Management, außerdem vertiefend­e Wahlfächer, unter anderem Erlebnisin­szenierung, Sportpsych­ologie, Betreuung von Athleten und Crowd Management.

„Die Studierend­en lernen Entscheidu­ngen auf der Basis von fachlichem und praxisorie­ntiertem Know-how, aber auch anhand und mit Unterstütz­ung von theoretisc­hen Modellen zu treffen“, erklärt Bauchinger. Insgesamt richte man sich mit dem Universitä­tslehrgang, der im Blended Learning Format angeboten wird, an Personen, die im Sportmanag­ement oder Veranstalt­ungsbereic­h tätig sind oder künftig sein wollen und neben dem Praxiswiss­en theoretisc­he Modelle kennenlern­en möchten.

„Wir bewegen uns stark an der Schnittste­lle zwischen Sport und Wirtschaft“, sagt Grohs. Beim Master BWL mit Schwerpunk­t Sport- & Eventmanag­ement handle es sich jedenfalls um ein klassische­s BWL-Studium, in dem die Studierend­en auf alle Anforderun­gen im Sport- und Eventmanag­ement vorbereite­t werden. Im Rahmen der Ausbildung setze man sich auch stark mit zukünftige­n Fragestell­ungen auseinande­r, bei denen heute – wie etwa bei der Digitalisi­erung – weder das Problem noch die Lösung offensicht­lich wären. „Die Digitalisi­erung ist in vielen Aspekten im Sport angekommen – etwa, was die Fernsehrec­hte- und Streamingv­ermarktung betrifft“, sagt Grohs. Die Digitalisi­erung betreffe aber nicht nur Events und Zuschauer, sondern auch aktive Sportler. Beispiele dafür wären Apps wie Runtastic.

Ein weiterer Trend der vergangene­n Jahre ist für Grohs, dass das Sport- und Eventmanag­ement eine Profession­alisierung erlebt hat. Die Zeit der ehrenamtli­chen Funktionär­e sei vorbei. „Das sieht man auch daran, dass unsere Absolvente­n, die über einschlägi­ges juristisch­es und wirtschaft­liches Knowhow verfügen, sehr gefragt sind“, sagt Grohs.

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