Zwischen Athleten, Fans, Sponsoren und Politik
Events. Sportmanager müssen die Interessen aller Stakeholder unter einen Hut bringen.
Für Millionen Fans auf der ganzen Welt hat am vergangenen Donnerstag das Warten ein Ende gefunden: Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Russland und Saudiarabien hat die Fußballweltmeisterschaft 2018 begonnen und damit eines der größten Sportereignisse der Welt. Angekündigt wurde ein Fußballfest der Superlative. Mit kolportierten 16 Milliarden Euro ist die WM die bislang teuerste der Geschichte. Dafür, dass die damit verbundenen Erwartungen nicht enttäuscht werden, sorgen unter anderem die eingebundenen Sport- und Eventmanager. „Events wie eine Fußball-WM werden jahrelang vorbereitet, bevor man überhaupt den Zuschlag bekommt“, sagt Reinhard Grohs, Leiter des MBA BWL mit Schwerpunkt Sport- & Eventmanagement, der von der Privatuni Schloss Seeburg angeboten wird.
Sei der Zuschlag einmal erteilt, so gehe es unter anderem darum, die Sportrechte zu vermarkten und unterschiedliche Pakete – etwa betreffend Sponsoring oder TV – auf globaler Ebene zu verkaufen.
Aber auch während des Turniers dürfte den Sport- und Eventmanagern keineswegs langweilig werden. „Die besondere Herausforderung, die mit dem Management von Großveranstaltungen verbunden ist, ist es, die verschiedenen Stakeholder unter einen Hut zu bekommen“, erklärt Monika Kohlhofer, Leiterin des Masterstudiengangs Sport-, Kultur- & Eventmanagement der Fachhochschule Kufstein. Dazu zählt sie unter anderem Sponsoren, Verbände, Athleten, Fans sowie die Politik. Ganz zu schweigen von den Mitarbeitern. Zu Letzteren gehören in Russland auch rund 17.000 freiwillige Helfer.
Das Anforderungsprofil an Sport- und Eventmanager ist jedenfalls hoch. „Die Absolventen müssen in der Lage sein, sowohl sportliche als auch kulturelle Events nachhaltig zu planen, vorzubereiten, umzusetzen, medial aufzubereiten und zu evaluieren“, sagt Kohlhofer. Ein Hauptaugenmerk werde an der FH Kufstein auf die Vermittlung von Führungskompetenz gelegt. So gehört strategisches Management zu den wesentlichen Säulen des Masterstudiengangs. In Wahlpflichtmodulen können sich die Studierenden mit Themen wie Konzeption, Ma- nagement und Marketing von Veranstaltungen auseinandersetzen.
Strategisches Management steht auch im MBA Sport- und Eventmanagement der Donau-Uni Krems auf dem Lehrplan. Zu den weiteren betriebswirtschaftlichen Aspekten, die vermittelt werden, zählt die Lehrgangsmanagerin Irina Bauchinger Marketing, Finanzierung, Personalmanagement, Organisations- und Projektmanagement sowie Soft Skills wie Konfliktmanagement. Dazu kommen Sport-, Vereins- und Veranstaltungsrecht, Sportmanagement, Eventmanagement, Sponsoring, Strukturen im nationalen und internationalen Sport sowie Venueund Brand Management, außerdem vertiefende Wahlfächer, unter anderem Erlebnisinszenierung, Sportpsychologie, Betreuung von Athleten und Crowd Management.
„Die Studierenden lernen Entscheidungen auf der Basis von fachlichem und praxisorientiertem Know-how, aber auch anhand und mit Unterstützung von theoretischen Modellen zu treffen“, erklärt Bauchinger. Insgesamt richte man sich mit dem Universitätslehrgang, der im Blended Learning Format angeboten wird, an Personen, die im Sportmanagement oder Veranstaltungsbereich tätig sind oder künftig sein wollen und neben dem Praxiswissen theoretische Modelle kennenlernen möchten.
„Wir bewegen uns stark an der Schnittstelle zwischen Sport und Wirtschaft“, sagt Grohs. Beim Master BWL mit Schwerpunkt Sport- & Eventmanagement handle es sich jedenfalls um ein klassisches BWL-Studium, in dem die Studierenden auf alle Anforderungen im Sport- und Eventmanagement vorbereitet werden. Im Rahmen der Ausbildung setze man sich auch stark mit zukünftigen Fragestellungen auseinander, bei denen heute – wie etwa bei der Digitalisierung – weder das Problem noch die Lösung offensichtlich wären. „Die Digitalisierung ist in vielen Aspekten im Sport angekommen – etwa, was die Fernsehrechte- und Streamingvermarktung betrifft“, sagt Grohs. Die Digitalisierung betreffe aber nicht nur Events und Zuschauer, sondern auch aktive Sportler. Beispiele dafür wären Apps wie Runtastic.
Ein weiterer Trend der vergangenen Jahre ist für Grohs, dass das Sport- und Eventmanagement eine Professionalisierung erlebt hat. Die Zeit der ehrenamtlichen Funktionäre sei vorbei. „Das sieht man auch daran, dass unsere Absolventen, die über einschlägiges juristisches und wirtschaftliches Knowhow verfügen, sehr gefragt sind“, sagt Grohs.