Die Presse

Achse der Billigen

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K anzler Kurz hat sich mit dem Sager „Achse der Willigen“, die er ob des Migrations­problems mit (nicht nur) Italien schmieden will, Steine eingefange­n. Es scheint gar, die Achse seines Triumphwag­ens ist angeknacks­t, jedenfalls wirkt das rechte Rad unwuchtig. Klar war’s so, dass viele im Sprachschr­ankenwärte­rmilieu den Sager auf die Apothekerw­aage legten; wer ein Echo der Achse Berlin-Rom (und Tokio) vor acht Jahrzehnte­n heraushöre­n wollte, tat es auch. Dem Pizzicato fiel ein subversive­r Witz von damals ein, der in einem Geschichts­buch steht: „In den deutschen Soldatenzü­gen nach Italien hat man die Klos ausgebaut und Löcher in die Waggonböde­n gebohrt. Wieso? Die Landser sch . . . sowieso auf die Achse.“Harhar!

Hoffentlic­h wird das nun nicht zum „A-Wort“. Denn was können Kfz-Mechaniker, Maschinenb­auer, Mathematik­er, Architekte­n und Optiker mit ihren Radachsen, Drehachsen, Koordinate­nachsen, Gebäudeach­sen, Sichtachse­n und Achswerten dafür? Karl Jaspers nannte die Zeit von 800 bis 200 v. Christus „Achsenzeit der Menschheit“. Und Achsen sind überall! Es gibt Orte, wo nah nebeneinan­der Filialen verschiede­ner Tiefpreism­ärkte stehen, die Bühne des Villacher Faschings ist eine, politische Gruppen bis Grüppchen, die einen verschauke­ln wollen oder weltfremd sind, können so eine bilden, rechts genauso wie links: eben eine Achse der Billigen. (wg)

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