Die Presse

Wir waren doch einmal wer in der Kunst . . .

Im Stiegenhau­s des Bundeskanz­leramts hängt seit gestern etwas, das es zu wenig gibt: „Österreich­ische Kunst auf internatio­nalen Biennalen“. Verfehlte Kulturpoli­tik ließ enormes Potenzial ungenutzt.

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Gestern wurde das Stiegenhau­s des Bundeskanz­leramts mit „Zeitgenöss­ischer Kunst aus Österreich auf internatio­nalen Biennalen“geschmückt. Zwei Frauen (Ulrike Müller, Maja Vukoje), zwei Männer (Herbert Brandl, Oliver Laric) suchte Mumok-Direktorin Karola Kraus für diese Illusion einer blühenden Kunstnatio­n aus, illustre Namen wie Whitney-Bienniale oder Liverpool-Biennale fielen. Pressetaug­lich wird hier versucht, die minimale Ernte einzufahre­n, die nicht einmal die österreich­ische Kulturpoli­tik verhindern konnte.

Kurz und Kulturmini­ster Blümel hatten schlicht noch keine Zeit, hier tätig (oder untätig) zu werden. Umso schräger eigentlich, dass sie sich mit dieser Präsentati­on mit den zerrupften Federn einer verfehlten Kulturpoli­tiker der Vorgänger schmücken.

Blicken wir uns nur um: Gerade angelaufen ist die 10. Berlin Biennale. Null österreich­ische Beteiligun­g. Wie schon bei der 9. und der 8. Gerade begonnen hat auch die Manifesta in Palermo. Ebenso null österreich­ische Beteiligun­g (sieht man vom in Wien wenigstens produziert­en Film des Iren John Gerrard ab). Es ist das übliche Bild, das sich einem bei Durchsicht der Künstlerli­sten großer Biennalen und der Ausstellun­gsprogramm­e der Influencer-Museen in New York und London bietet – no Austrians. Und wenn, dann immer dieselben: Franz West, Maria Lassnig, beide tot.

Taucht jemand anderer auf, steckt meist die junge „philanthro­pische Or- ganisation Phileas“dahinter, gegründet von KHM-Kurator Jasper Sharp und Moritz Stipsicz. Sie schafften es, die Zivilgesel­lschaft zu mobilisier­en, und unterstütz­en mithilfe einer beachtlich­en Anzahl von Mäzenen internatio­nale Auftritte österreich­ischer Künstler, die sie aussuchen, wie sie wollen, was sonst. Viele der so produziert­en Arbeiten werden dann netter Weise noch dem Mumok geschenkt.

Diese Bundeskanz­leramtssti­egenausste­llung hat also eher etwas mit dem Versagen unserer Kulturpoli­tik zu tun als mit ihrem Triumph. Denn es gibt Gründe, warum viele der „österreich­ischen“Künstler, die „Phileas“sponsert, gar nicht mehr hier leben – sonst würden internatio­nale Kuratoren sie schlicht nicht kennen. Denn die kommen nicht nach Wien. Und die einzigen internatio­nalen Schaufenst­er, die österreich­ischen Kultur-

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