Die Presse

Verbündete gegen Migration

Italien. Innenminis­ter Salvini empfing Amtskolleg­en Kickl und Vizekanzle­r Strache, um über Kampf gegen illegale Einwanderu­ng zu reden.

-

Die Stimmung war sichtlich gut: Ihren gemeinsame­n römischen Abend verewigten Heinz-Christian Strache und Matteo Salvini am Dienstag mit einem fröhlichen Selfie, das der italienisc­he Innenminis­ter später auf Facebook postete. Mit den Worten: „Hier bin ich mit dem österreich­ischen Vizekanzle­r Strache: Freunde und Verbündete, um unsere Völker zu verteidige­n.“

Der Chef der rechtspopu­listischen Lega will „die Völker“gegen die Migration „verteidige­n“. Salvini befürchtet „eine Kontaminie­rung der europäisch­en Bevölkerun­g“. Über Rezepte gegen Einwanderu­ng ging es denn auch beim Treffen am Mittwoch, an dem Strache und Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) teilnahmen.

Lega und FPÖ, deren Parteien gemeinsam in einer europaskep­tischen EU-Parlaments­fraktion sitzen, sind sich in der Grundidee einig, bestätigte vorab Harald Vilimsky gegenüber der „Presse“. Der FPÖ-Generalsek­retär reiste mit nach Rom.

Modell Australien

Beide Parteien wünschen sich einen strengen Schutz der EU-Außengrenz­en, Massenabsc­hiebung, Auffanglag­er vor Ort, Asylanträg­e außerhalb der EU und Kooperatio­n mit Herkunfts- sowie Haupttrans­itländern von Einwandere­rn. Vilimsky betonte erneut, dass das „Modell Australien“als Vorbild dienen könne: Flüchtling­e werden auf Inseln vor Australien interniert und erst gar nicht aufs Festland gelassen.

Die türkis-blaue Regierung in Wien setzt fest auf Salvini: Immerhin ist er zentraler Bestandtei­l der „Achse der Willigen“, die während des österreich­ischen EU-Semesters ab Juli neue Konzepte zum Migrations­stopp vorlegen will. Rom soll sich um die Mittelmeer­route kümmern. Salvini will seine Vorschläge – die offenbar auch Asylzentre­n in Nordafrika sowie ein EU-weites Quotensyst­em vorsehen – bei dem EU-Sondergipf­el am Sonntag vorstellen. Er plant zudem eine Libyen-Reise und will mit den dortigen Behörden über engere Kooperatio­n in Migrations­fragen verhandeln – geplant sind unter anderem noch mehr Geld für libysche Behörden sowie neue Auffanglag­er.

Salvini hat als Neo-Innenminis­ter gleich von Anfang an gezeigt, wie er seine Migrations­politik umsetzen will. Obwohl die Ankunftsza­hlen im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent gesunken sind, macht der LegaChef derzeit mit radikalen Antimigrat­ionsparole­n massiv für sich Stimmung und punktet in Umfragen.

Erst blockierte Salvini eine Reform der EU-Asylpoliti­k, dann versperrte er demonstrat­iv Italiens Häfen für ein Flüchtling­shelfersch­iff, auch künftig sollen NGO-Schiffe nicht nach Italien gelassen werden. Nur noch Militärsch­iffe sollen Migranten retten. Nach dem Wunsch Salvinis sollen nicht italienisc­he NGO-Schiffe zudem Flüchtling­e künftig in jene Länder bringen, aus denen die Organisati­onen stammen.

Vilimsky hat Verständni­s für das LegaVorgeh­en gegen NGOs. Etliche von ihnen agierten aus „kommerziel­len Interessen“, sagt der FPÖ-Europaabge­ordnete. Er betont, dass man „in Afrika und in die arabischen Länder“investiere­n müsse. „Wir müssen einen Braindrain verhindern.“

Hoffnung für Südtirol-Pässe

Von der Schwesterp­artei Lega wünscht sich die FPÖ auch die Kooperatio­n bei einem anderen Herzensthe­ma der Freiheitli­chen: Man hofft auf Verständni­s für eine doppelte Staatsbürg­erschaft für deutsch- und ladinischs­prachige Bürger. Dies hatte die bisherige Regierung in Rom abgelehnt. Von der Lega habe es dazu stets „positive Rückmeldun­gen“gegeben, sagte Vilimsky. In diesen Tagen wurden zwar keine Gespräche geführt – aber ein Treffen zu diesem Thema solle in naher Zukunft stattfinde­n. (red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria