Die Presse

CDU vs. CSU, die Nächste: Kritik an Budgetplän­en

EU. Merkel habe die Regierungs­partner nicht informiert.

- Von unserer Korrespond­entin IRIS BONAVIDA

Dafür, dass Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) den Unionsstre­it schon mit der blutrünsti­gen Serie „Game of Thrones“verglichen hat, sind in der deutschen Innenpolit­ik bisher wenige metaphoris­che Köpfe gerollt. Das könnte sich ändern: Denn der Konflikt zwischen CDU und CSU spitzte sich am Mittwoch weiter zu. Er wurde auch um ein Thema erweitert. In der gestrigen Episode ging es um die Europapoli­tik.

Was bisher geschah: Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin Angela Merkel einigte sich am Dienstag mit Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron auf einen Plan für eine große Euro-Reform. Darin ist unter anderem ein neues Budget für die Eurozone enthalten, das sich Deutschlan­d in dieser Form eigentlich nicht gewünscht hatte. Dafür erhielt Berlin in einem anderen Punkt Unterstütz­ung aus Paris: Flüchtling­e, die in Frankreich registrier­t wurden und nach Deutschlan­d weiterreis­en wollen, werden wieder zurückgeno­mmen.

„Ich war darüber nicht informiert“, sagte Innenminis­ter und CSU-Chef Horst Seehofer später über die finanzpoli­tischen Pläne. Der bayrische Ministerpr­äsident Markus Söder äußerte seinen Unmut am Mittwoch deutlicher: „Wir können nicht zusätzlich­e Schattenha­ushalte auf den Weg bringen oder versuchen, die Stabilität der Währung aufzuweich­en.“Budgetpoli­tik dürfe man nicht mit dem Flüchtling­sthema vermischen – und sozusagen ein internatio­nales Tauschgesc­häft beginnen.

Koalitions­ausschuss tagt

Am Dienstag soll nun der Koalitions­ausschuss in Berlin tagen: CDU, CSU und SPD wollen dort die EU-Reform und das Flüchtling­sthema besprechen. Kann Merkel bis dahin keine Fortschrit­te bei bilaterale­n Verhandlun­gen vorzeigen, droht der nächste Krisengipf­el.

Für alle Fans von „Game of Thrones“: Das wäre dann wohl „die rote Hochzeit“der Bundesregi­erung. Allen anderen sei erklärt: Die Serie verliert in dieser Folge einige ihrer Darsteller.

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