Der Krieg mit den Feuerdrachen
Nahost. Die radikalislamische Hamas provoziert einen neuen Konflikt mit Israel. Sie setzt Felder in Brand und feuert Raketen ab. Israel antwortet mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.
Mit Brandsätzen bestückte Spielzeugdrachen drohen, einen neuen Krieg zwischen Israel und der Hamas auszulösen. Die israelische Luftwaffe bombardierte ein Militärlager der Islamisten im südlichen Gazastreifen, nachdem mehrere von Palästinensern abgeschickte Drachen und mit Helium gefüllte Ballons erneut Brände in Israel entfacht hatten. Bei dem Luftangriff sind drei Angehörige der Kassam-Brigaden, des militärischen Flügels der Hamas, verletzt worden. Die islamistische Führung im Gazastreifen reagierte wiederum mit Raketenbeschuss. Das israelische Militär zählte 45 palästinensische Angriffe mit Raketen und Mörsergranaten auf die Kibbuzim und andere Ortschaften unweit der Grenzanlagen. Zahlreiche Israelis mussten die Nacht in Schutzräumen verbringen.
Weder die Hamas noch Israel haben derzeit Interesse an einer erneuten Eskalation. Die drei letzten Kriege brachten nur Verluste für beide Seiten, keine Sieger. Trotzdem setzen die Palästinenser im Gazastreifen die Provokationen mit per Drachen und Ballons transportierten Brandsätzen fort, um die Protestaktionen gegen die Blockade zu unterstützen.
Seit Ende März zogen jeweils freitags mehrere Tausend Demonstranten in die Grenzregion mit der erklärten Absicht, den Zaun einzu- reißen. „Der Große Marsch der Rückkehr“, so schrieb die Hamas auf ihre Internetseite, sei „absolut richtig“gewesen und „der beste Weg, um den inneren Zorn in der belagerten Bevölkerung gegen den zionistischen Feind“loszuwerden.
Israels Armee setzte Scharfschützen ein, die mindestens 120 Demonstranten töteten. Bei der Mehrheit der Opfer, unter denen sich auch mehrere Journalisten und eine junge Hilfssanitäterin befinden, handelt es sich palästinensischen Informationen zufolge um Hamas-Angehörige.
Das harte Vorgehen der israelischen Soldaten im Verlauf des Protests war international verurteilt worden. Das Außenministerium in Berlin sprach von einer „Unverhältnismäßigkeit“der Mittel. Auch der UN-Menschenrechtsrat kriti- sierte die „Gewalt gegen palästinensische Zivilisten“und beschloss den Einsatz einer Untersuchungskommission.
Nikki Haley, die US-Botschafterin bei der UNO, monierte die wiederholte Debatte vor dem Menschenrechtsrat in Genf über die Lage in Palästina. Allein in diesem Jahr seien fünf Resolutionen gegen Israel verabschiedet worden, sagte sie. Das seien mehr als „gegen Nordkorea, Iran und Syrien zusammen“.
Anfang Juni verhinderten die USA dann per Veto eine von Kuwait eingebrachte Resolution im UN-Sicherheitsrat, die zum Ende der israelischen Gewalt gegen Demonstranten in Gaza aufrief.
In Israel beraten Politiker und Sicherheitsexperten derzeit über Methoden beim Kampf gegen die fliegenden Brandsätze, die schon mehr als 20 Quadratkilometer Fläche zerstört haben sollen. Leidtragende sind neben den Bauern auch Tiere wie Wildschweine, die in den Flammen sterben.
Israels Armee setzt auf ihre Experten für fernsteuerbare Modellflugzeuge, die die mit Rasiermessern bestückten Drohnen auf die Drachen lenken, um sie vom Himmel zu holen, bevor sie Schaden anrichten können. Bisher erzielte sie damit nur einen Teilerfolg.
Minister in Jerusalem forderten diese Woche ein härteres Vorgehen direkt gegen die Palästinenser, die die Drachen und Ballons auf den Weg schicken. Vorläufig geben die Soldaten in der Regel nur Warnschüsse in die Richtung der jungen Palästinenser ab.