435 Minuten für ein Tor
Polens Robert Lewandowski enttäuschte erneut auf großer Bühne. Über ein Imageproblem.
Was Cristiano Ronaldo für Portugal oder Lionel Messi für Argentinien ist, das ist Robert Lewandowski für Polen. Der 29-Jährige ist der uneingeschränkte Superstar seiner Mannschaft – und wird über Polens Nationalmannschaft gesprochen, dann wird in erster Linie über Lewandowski gesprochen. Im fortgeschrittenen Fußballeralter gab der Stürmer am Dienstag sein WM-Debüt, es endete mit einer bitteren Enttäuschung. Nach Deutschland (0:1 gegen Mexiko) verlor mit Polen erst die zweite europäische Mannschaft ihr Auftaktspiel bei dieser Endrunde.
Natürlich waren alle Augen auf Lewandowski gerichtet, doch dessen Auftritt war genauso blutleer wie der seiner Mannschaftskollegen. Ein einziger Freistoß, mehr war vom Mittelstürmer über 90 Minuten nicht zu sehen. „Die üblichen Albträume sind zurück“, titelte die polnische Presse. Und wieder einmal verfestigte sich der Eindruck, dass Lewandowski in den wirklich wichtigen Spielen untertaucht, nicht wie Ronaldo oder Messi in Erscheinung tritt. Im Champions-League-Halbfinale der Bayern gegen Real Madrid blieb er genauso torlos wie schon zuvor im Viertelfinale gegen Sevilla. Auch seine Bilanz im Nationalteam (55 Tore in 95 Spielen) ist nicht so blendend, wie sie zu sein scheint.
Bei seinen bisherigen Endrunden (EM 2012, EM 2016, WM 2018) traf Lewandowski in neun Spielen bloß zwei Mal, im Schnitt benötigt er 435 Minuten für ein Tor. Eine Quote, die eines Weltklassestürmers unwürdig ist, dabei möchte „RL9“die Bühne Weltmeisterschaft auch für einen möglichen Transfer im Sommer nutzen. Schon länger liebäugelt er mit einem Abgang aus München. Was Lewandowski in den wichtigen Spielen leistet, dürfte jedoch auch den Verantwortlichen von Real, PSG und Man United nicht verborgen bleiben. (cg)