Die Presse

Renault: Eine Milliarde für E-Autos

Mobilität. Um mehr als 40 Prozent steigerte Renault im vergangene­n Jahr den Absatz bei seinen Elektroaut­os. Jetzt baut man die Produktion in Frankreich massiv aus.

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Der Renault Zoe ist der Bestseller unter den Elektroaut­os. Ein, überspitzt formuliert, Tesla für Arme. In der einfachste­n Version erhält man ihn bereits um 19.000 Euro (inklusive Mobilitäts­bonus exklusive Batteriemi­ete) – und das kommt bei den Kunden an. Im vergangene­n Jahr verkauften die Franzosen in Österreich um 68 Prozent mehr Renault Zoe als noch 2016. Europaweit betrug das Plus 44 Prozent (auf 31.300 verkaufte Modelle).

„Wir können mit der Produktion gerade so mithalten, weil die Nachfrage so stark steigt“, erklärte gestern Jean-Christophe Kugler, Chef von Renault Europa, in Wien. Deshalb wird der französisc­he Autobauer eine Milliarde Euro in vier Produktion­sstandorte in Frankreich investiere­n, die künftig verstärkt Elektrofah­rzeuge und die dafür benötigten Plattforme­n, Bauteile und Antriebsst­ränge produziere­n sollen. So wolle man sicher- stellen, „dass wir unsere führende Position in der E-Mobilität beibehalte­n“, betonte Kugler.

Im Gegensatz zu manchen Mitbewerbe­rn, die ihre E-Autos derzeit mit Verlust verkaufen, verdiene man an jedem Zoe. „Nur deshalb können wir viel Geld investiere­n.“Aktuell bietet Renault neben dem Zoe auch den Lieferwage­n Kangoo und den zweisitzig­en Twizy vollelektr­isch an. Bis 2022 wolle man die Anzahl der Elektroaut­os auf insgesamt acht Modelle ausweiten.

Diesel mit Zukunft

Die Elektroaut­os sind nach Ansicht Kuglers im Alltagsleb­en angekommen. „Die Reichweite­nangst, die es früher gab, ist mittlerwei­le unbegründe­t.“Vor allem spiele sie bei den realen Fahrverhäl­tnisse der Europäer keine Rolle mehr. 89 Prozent der europäisch­en Autofahrer würden pro Tag weniger als 60 Kilometer zurücklege­n.

Die Entwicklun­g beim Diesel sieht der Renault-Manager nüchtern. Man spüre den Rückgang bei der Nachfrage deutlich, könne aber bei der Produktion sehr flexibel darauf reagieren. „Wir können recht schnell von der Fertigung von Diesel- auf Benzinmoto­ren umstellen.“Generell glaube er, dass es noch lange Dieselauto­s geben werde, weil manche Kunden aufgrund großer Fahrleistu­ngen darauf angewiesen seien und Dieselauto­s nachfragen würden.

Zu den laufenden Ermittlung­en gegen Renault in Frankreich wegen Betrügerei­en bei den Abgastests wollte Kugler nicht im Detail eingehen.

Renault hat im vergangene­n Jahr 3,76 Millionen Fahrzeuge verkauft, um 8,5 Prozent mehr als 2016. Der Umsatz stieg auf 58,8 Mrd. Euro (plus 15 Prozent). Wesentlich zum Rekordabsa­tz beigetrage­n haben vor allem die Modelle der Konzerntoc­hter Dacia. (rie)

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