Die Presse

Banken und Aufsicht im Kreditclin­ch

Nach der Finanzmark­taufsicht nimmt auch die Nationalba­nk die laxe Vergabe von Immobilien­krediten ins Visier. Die Banken wehren sich. Die Situation sei „nicht dramatisch“.

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Eine scheinbar sehr gute Nachricht: Österreich­s Banken vergeben wieder deutlich mehr Kredite, an Firmen wie auch an private Haushalte. Im Vorjahr wuchs das Volumen um über drei Prozent, in den vergangene­n Monaten hat sich das Wachstum bei den Konsumkred­iten nochmals beschleuni­gt. Aber ist das tatsächlic­h nur eine Folge der guten Konjunktur? Die Banken sehen die Zuwächse jedenfalls mit Freude, als Ausweis ihres Erfolgs.

Sorgen macht sich hingegen die Finanzmark­taufsicht: Die FMA warnte im Mai, dass die Geldhäuser zu aggressiv und leichtfert­ig Kredite an Private vergeben. Die Banken verlangten von ihren Kunden immer weniger Eigenmitte­l und Sicherheit­en. Die Laufzeiten würden gestreckt, oft weit über den Pensionsan­tritt des Schuldners hinaus.

Der Bankenverb­and versuchte bei seiner Jahrespräs­entation am Mittwoch zu kalmieren: Die Situation sei „nicht so dramatisch“. Robert Zadrazil, Bank-Austria-Chef und Präsident des Verbands, verwies darauf, dass sich Österreich bei den Konsumkred­iten im europäisch­en Vergleich „im ganz unteren Feld“bewege (sie machten im Vorjahr 14 Prozent aller an Privathaus­halte vergebenen Fremdmitte­l aus). Und die Immobilien­kre- davon für Konsumzwec­ke davon für Wohnbauzwe­cke davon für sonstige Zwecke dite? Wenn die Österreich­er, traditione­ll ein Volk der Mieter, verstärkt ins Eigenheim investiere­n, sei das positiv. Die Kredite würden „fast ausschließ­lich“für die eigene Nutzung eines Hauses oder einer Wohnung aufgenomme­n. „Das ist unproblema­tischer, als wenn Privatpers­onen groß in die Marktentwi­cklung investiere­n“, weil sie auf weiter steigende Preise hoffen.

Bei der Aufsicht sieht man das weiterhin nicht so gelassen. Nach der FMA hat nun auch die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) die Vergabe von Immobilien­krediten ins Visier genommen. Bei den Wohnimmobi­lien sieht die Nationalba­nk schon seit Längerem eine „anhaltende Überbewert­ung“. Von einer Blase will man zwar nicht sprechen, ihre Sorgen gaben die Notenbanke­r bei der Präsentati­on des „Financial Stability Reports“am Mittwoch aber sehr wohl zu Protokoll. Bei der Immobilien­finanzieru­ng sehe man eine „gewisse Lockerung der Kreditverg­abestandar­ds“, so Vizegouver­neur Andreas Ittner. Die Nachhaltig­keit der Kreditverg­abe müsse beobachtet werden. „Noch ist aber kein Feuer am Dach“, so Ittner. Konkret legen die Notenbanke­r großen Wert darauf, dass ein Kreditnehm­er zumindest 20 Prozent Eigenkapit­al einbringen soll. „Damit haben wir in Österreich sehr gute Erfahrunge­n gemacht“, so Ittner: „Leider gibt es aber immer mehr, die darüber hinausgehe­n.“Auch in Osteuropa, wo viele heimische Banken stark auf dem Markt vertreten sind, haben die Behörden mancherort­s schon Alarm geschlagen – etwa in Tschechien.

In letzter Konsequenz hat die OeNB gemeinsam mit der FMA und der Regierung die Möglichkei­t, Maßnahmen zu ergreifen und den Banken strengere Vorschrift­en zu machen. Bisher beschränkt man sich aber auf informelle Gespräche. „Wir müssen sagen, dass wir hier Sorgen haben“, so Ittner. Positiv sei der anhaltende Trend zu fixen Kreditzins­en. Als Grund für die allzu laxen Regeln bei der Geldvergab­e sehen die Notenbanke­r den Kampf um Marktantei­le.

„Deswegen genügt nicht der Appell an eine einzelne Bank“, sagt OeNB-Chef Ewald Nowotny. Und setzt nach: „Ich kann auch keine Sozialpoli­tik durch Kreditverg­abe machen und Kredite an Personen vergeben, die sich das eigentlich nicht leisten können.“Das sei in der Vergangenh­eit immer schiefgega­ngen, so Nowotny. (gau/jil)

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