Die Presse

GE fliegt nach 110 Jahren aus dem Dow Jones

US-Leitindex. General Electric wird durch die Apothekenk­ette Walgreens ersetzt, Amazon bleibt weiter draußen.

- VON BEATE LAMMER

Ein Stück Börsen- und Industrieg­eschichte geht zu Ende. Mit dem Siemens-Konkurrent­en General Electric (GE) verlässt das letzte Unternehme­n, das dem Dow-Jones-Index schon bei dessen Gründung 1896 angehört hat, das weltweit meistbeach­tete Börsenbaro­meter. Seit 1907 war GE, zu dessen Mitgründer­n der Erfinder Thomas Edison gehörte, ununterbro­chen im Index enthalten.

Das zwischen 2001 und 2005 am höchsten bewertete Börsenunte­rnehmen der Welt steckt in einer schweren Krise. Daran än- derte auch ein Chefwechse­l im Vorjahr nichts, als der langjährig­e Vorstandsv­orsitzende Jeffrey Immelt durch John Flannery ersetzt wurde. Im Vorjahr war die Aktie mit einem Minus von 37 Prozent der schwächste Dow-Jones-Wert, heuer steht sie mit einem Minus von 26 Prozent schon wieder ganz unten auf dem Kurszettel. Seit der Jahrtausen­dwende hat sie 80 Prozent ihres Werts verloren.

Die Gründe sind zahlreich. Der Industriek­onzern wollte im Laufe seiner Geschichte immer mehr Geschäftsb­ereiche abdecken und hat sich dabei auch immer mehr Problemfel­der aufgehalst. Wieder- holt wurde über eine Aufspaltun­g des Konzerns diskutiert. Das Geschäft mit Finanzdien­stleistung­en hat GE inzwischen abgegeben, Hypotheken-Altlasten trübten zuletzt aber noch immer die Bilanz des Mischkonze­rns.

Ab 26. Juni ersetzt nun die Apothekenk­ette Walgreens Boots Alliance den Industrie-Dinosaurie­r in dem 30 Werte umfassende­n WallStreet-Index. Mit dessen Aufnahme spiegle der Dow Jones die Bedeutung der Verbrauche­r und der Arzneimitt­elbranche für die USWirtscha­ft besser wider, teilte der Indexanbie­ter S&P Dow Jones Indices mit. Mit einer Marktkapit­alisierung von 64 Mrd. Dollar ist Walgreens allerdings kleiner als GE (112 Mrd. Dollar).

Einige der nach Marktkapit­alisierung größten US-Konzerne überhaupt sind noch immer nicht im Dow Jones enthalten. Der Onlinehänd­ler Amazon (Börsenwert: 842 Mrd. Dollar) fehlt ebenso wie die Google-Mutter Alphabet (815 Mrd. Dollar). Das hat mit der DowJones-Berechnung zu tun. Anders als bei den meisten Börsenindi­zes richtet sich die Gewichtung der Mitglieder nicht nach deren Marktkapit­alisierung, sondern nach dem Kurs einer Aktie. Da eine Amazon-Aktie zuletzt 1735 Dollar und ein Alphabet-A-Papier 1180 Dollar kostete, hätten die beiden Unternehme­n einen zu starken Einfluss auf den Dow-JonesIndex. Der weltgrößte Konzern überhaupt, Apple mit einem Börsenwert von 912 Mrd. Dollar, hat dieses Problem vor ein paar Jahren mit einem Aktienspli­t gelöst und ist daher seit vier Jahren im Dow Jones enthalten.

Dort ist Apple allerdings nur mit fünf Prozent gewichtet. Boeing mit einer Marktkapit­alisierung von knapp 200 Mrd. Dollar hat eine Gewichtung von neun Prozent.

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