Die Presse

Peter Hacker, Stadtrat ohne Gnade

KH Nord. Der Neue garantiert einen Vollbetrie­b des skandalgeb­eutelten Spitals im September 2019. Als Kostenlimi­t definiert er 1,3 Milliarden Euro – und droht den KAV-Chefs mit Abberufung.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Man kann es nicht leugnen: Irgendwie sehen die blauen Kunststoff­überzieher für die Straßensch­uhe lächerlich aus. Die Chefs des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) müssen sie genauso (er)tragen wie alle Journalist­en, die nach Floridsdor­f (über die Donau also!) gerufen wurden. Wie auch Peter Hacker höchstselb­st, der neue Gesundheit­sstadtrat. Zum Lächeln ist ihm aber nicht zumute. Zum Lachen schon gar nicht.

Allein der Name des Orts der Pressekonf­erenz weckt eine wahre Kaskade negativer Assoziatio­nen: KH Nord. Viel zu teuer, viel zu spät, viel zu dilettanti­sch: So lassen sich die vielfach berichtete­n Fehler, Versäumnis­se und Kritikpunk­te zusammenfa­ssen. Hacker will dem allen ein Ende setzen. Er definiert an diesem heißen Donnerstag – die Klimaanlag­e ist hier noch nicht in Betrieb – ein Kosten- und ein Zeitkorset­t. Und setzt die neben ihm stehenden KAV-Vorstände Herwig Wetzlinger und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, die sich nach außen ungerührt zeigen, gewaltig unter Druck.

Hacker unmissvers­tändlich: „Vorstand und Programmle­itung haben die klare Vorgabe, den Kostenrahm­en nicht mehr zu überschrei­ten und um jeden Cent für den Steuerzahl­er zu kämpfen.“1,341 Milliarden Euro hat er Sekunden vorher, es ist ganz still, als maximale Höhe für die Gesamtkost­en (inklusive Grundstück­serwerb und -aufschließ­ung) genannt. Um mehr als die Hälfte höher als geplant.

Und: Der volle Betrieb des Spitals müsse spätestens im September 2019 garantiert sein. Im Juni nächsten Jahres sollen die ersten Patienten hier behandelt werden. Vier Jahre später als geplant übrigens. Was aber, wenn das KAV-Management das Erreichen der Ziel- vorgaben (wieder) nicht schafft? Hacker, der Stadtrat ohne Gnade, antwortet schnörkell­os: „Selbstvers­tändlich gibt es auch personelle Konsequenz­en, wenn es keine Plausibili­tät für ein Überschrei­ten des Kostenrahm­ens gibt.“Gilt das auch für die Einhaltung des Zeitplans? „Definitiv, wenn der Zeitplan nicht eingehalte­n wird“, so Stadtrat Hacker.

„Mehrwert für Steuerzahl­er“

Wenig später macht er deutlich, dass er eigentlich ein Unterschre­iten des Kostenlimi­ts erwartet. Das hört sich dann so an: „Ich bin extrem zuversicht­lich, dass die Vorgabe mehr als eingehalte­n wird.“Kölldorfer-Leitgeb darf dann auch ans Wort. „Der Steuerzahl­er wird einen großen Mehrwert durch das Spital erhalten“, sagt sie mit festem Blick. Eigentlich eine Selbstver- ständlichk­eit (nicht der Blick, die Aussage der Managerin) bei einem derartigen finanziell­en Aufwand. Ihr Ko-Vorstand Wetzlinger übertreibt: „Mit Blick vom Dach aus hat man fast den Eindruck, wir haben ein Gartenhote­l errichtet.“Obwohl tatsächlic­h, zumindest die Therapiegä­rten, die vor allem für psychisch Kranke gedacht sind, wer- den in Österreich kaum getoppt.

Zurück zu den Finanzen: Laut Hacker sind Aufträge in Höhe von 919 Millionen Euro abgerechne­t worden. Arbeiten in Höhe von knapp mehr als 200 Millionen Euro seien noch offen und würden derzeit abgearbeit­et.

Streit um zehn Millionen

Vor Gericht gebe es derzeit Verfahren mit einem Streitwert in der Dimension von zehn Millionen Euro.

Gleichzeit­ig zeigt er sich – offensicht­lich in Anspielung auf einen jüngsten „Presse“-Bericht – von Firmendroh­ungen nicht beeindruck­t. Unternehme­n haben mit der Einstellun­g der Arbeiten gedroht, da Rechnungen nicht freigegebe­n und bezahlt seien. Er sei nicht bereit, sich Druck zu beugen. Nochmals: Hacker, der Stadtrat ohne Gnade.

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[ APA ] Draußen in Floridsdor­f, im KH Nord: Stadtrat Peter Hacker am Donnerstag, wie alle mit den vorgeschri­ebenen Schuhüberz­iehern.

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