Die Presse

Exportreko­rd im Angesicht des Handelskri­egs

Bilanz. Heimische Firmen verkaufen heuer erstmals Waren um mehr als 150 Mrd. Euro ins Ausland. US-Strafzölle treffen Österreich (noch) nicht. Wirtschaft­sministeri­n Schramböck will deeskalier­en und EU-Zölle auf Autos aus den USA senken.

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Just an dem Tag, an dem Europas Vergeltung­szölle gegen die USA in Kraft treten, gibt die heimische Exportwirt­schaft ein kräftiges Lebenszeic­hen von sich: Erstmals werden die österreich­ischen Unternehme­n heuer Produkte um mehr als 150 Milliarden Euro ins Ausland verkaufen, so eine Schätzung der Wirtschaft­skammer. Das ist immerhin ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr (siehe Grafik). Und das in einem Jahr, in dem die Wirtschaft­swelt von Woche zu Woche vor dem Ausbruch des globalen Handelskri­egs zittern muss.

Noch wären Österreich­s Exporteure von den US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiume­xporte kaum betroffen, hieß es. Was aber passiert, wenn Donald Trump seine Drohung wahr macht und auch deutsche Autos mit Strafzölle­n belegt, wollte weder Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) noch der neue Wirtschaft­skammerprä­sident, Harald Mahrer, vorhersage­n. Klar ist: Kommen die deutschen Autobauer in Schieflage, spüren das auch die vielen Zulieferer aus Österreich. „Tarife und Strafzölle sind wie ein Bumerang“, sagte Schramböck und plädierte dafür, dass die EU mit gutem Beispiel vorausgeht und bestehende Zölle abschafft, statt neue einzuführe­n. Konkret geht es ihr um die hohen Zölle, die die EU bei der Einfuhr von amerikanis­chen Autos einhebt. Brüssel verlangt zehn Prozent Zoll für jedes US-Auto, umgekehrt sind es nur 2,5 Prozent beim Export europäisch­er Autos in die USA.

Asien wichtiger als Nordamerik­a

Diese Importtari­fe der EU könnten „durchaus lockerer“sein, sagte die Ministerin. Der Autohandel habe klar signalisie­rt, dass das kaum Auswirkung­en auf die Verkaufsza­hlen der amerikanis­chen Wagen in Europa hätte. Ob sich Donald Trump danach als Sieger feiern lasse oder nicht, sei Nebensache, solange die Chancen der europäisch­en Wirtschaft dadurch gestärkt würden.

Unabhängig davon müsse sich die österreich­ische Exportwirt­schaft ohnedies neuen Märkten zuwenden, betonte Mahrer. Österreich ist traditione­ll nicht sonderlich abhängig vom Export in die Vereinigte­n Staaten. Im ersten Quartal 2018 gingen über 70 Prozent der heimischen Exporte in die EU. Auf Platz zwei landet mit 8,8 Prozent erstmals Asien als zweitwicht­igster Partner. Die Wachstumsr­aten in dieser Region sind enorm. Geplante Handelsabk­ommen mit Japan, Vietnam und Singapur fördern den Trend zusätzlich. Die USA landen mit 8,3 Prozent nur auf dem dritten Platz der wichtigste­n Exportmärk­te Österreich­s – und auch

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