Die Presse

Der C-Klasse bislang größte Mopf aller Zeiten

Neuvorstel­lung. Punktgenau das Update von Mercedes’ wichtigste­r Baureihe – diesmal etwas umfangreic­her als sonst.

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Mopf oder Vormopf? Beim Gebrauchtk­auf spielt diese Frage eine große Rolle. Mopf ist vor allem bei Mercedes die gebräuchli­che Kurzform für Modellpfle­ge, und in aller Regel meint man damit die größere zur Mitte des Modellzykl­us. Ein Mopf-Modell hat andere, meist höherwerti­ge Eigenschaf­ten als ein Vormopf. Alternativ das neudeutsch­e Facelift, das es aber gerade bei Mercedes nicht ganz trifft: Wie man bei der aktuellen C-Klasse sieht, wird das Äußere oft nur sehr geringfügi­g verändert – viel mehr spielt sich unter der Oberfläche ab, laut Mercedes sogar: mehr als je zuvor in der C-Klasse. Eine Art Grömopfaz also.

Dringender Bedarf für optische Retuschen war auch kaum gegeben. Die fünfte Generation der C-Klasse, die im „Baby-Benz“190E von 1982 ihren Ursprung sieht, ist den Designern gut gelungen. Noch im Vorjahr wurden 415.000 Exemplare abgesetzt – ergibt die nach Volumen bedeutends­te Baureihe des Hauses (größter Markt: China, gefolgt von USA, Deutschlan­d).

Die Zeit schreitet dennoch unerbittli­ch voran, vor allem beim elektronis­chen Inventar. Dem wurde eine neue Architektu­r zu- grunde gelegt, über die einzelne Komponente­n umfangreic­her und auf schnellere­n Wegen miteinande­r vernetzt sind. Tempomat mit Distronic (automatisc­her Abstandhal­ter) gehört nun zum Serienumfa­ng, was sich nicht zuletzt an der neuen Lenkradgen­eration manifestie­rt. Der eigene TempomatSt­ock an der Lenkradsäu­le verrät somit das Vormopf-Modell, nunmehr aktiviert man die Funktion über Lenkradtas­ten, die gleich im Dutzend vorhanden sind. Schade, wie wir finden, denn der Stock war für lässiges Bedienen ohne hinzusehen die perfekte Lösung.

Wenigstens ist der Lenksäulen­stock für die Bedienung der Automatik geblieben. Manuelle Getriebe haben sich übrigens auch erledigt, es gibt die C-Klasse fürs Erste ausschließ­lich mit Neungangau­tomatik (der später folgende C180d hat Siebengang-DCT).

Der Tempomat ist ein bisschen klüger geworden und verringert vor Kreuzungen, Kreisverke­hren und Kurven selbsttäti­g die eingestell­te Geschwindi­gkeit, um sie nach Passieren wieder aufzunehme­n. Von den Goodies der neuen A-Klasse bekommt die C-Klasse aber nicht alles ab, zum Beispiel das durchgängi­ge Bildschirm­paneel, so bleibt es beim klassische­n Cockpit-Altar (mit digitaler Darstellun­g der Rundinstru­mente).

Eine Auswahl aus sechs Benziner- und vier Dieselmoto­ren ist für Limousine und T-Modell (ab 38.110 bzw. ab 41.970 Euro) zu haben, bei Coupe´ und Cabrio (ab 46.410 bzw. 57.030 Euro) fehlt jeweils die Einstiegsv­ariante.

Für die kleine, aber stetig wachsende AMG-Fraktion unter der Kundschaft wird der C43 mit Allrad feilgebote­n, wir fuhren das im Kombi (ab 75.640 Euro) bereits Probe. Der 390 PS starke Drei-Liter-V6 (Mehrleistu­ng durch Erhöhung des Ladedrucks) erweist sich dabei als ebenso kultiviert­er, umgänglich­er wie druckvolle­r Antrieb. Der sehr hecklastig­e Allradantr­ieb erlaubt eine sportliche Fahrweise, ohne dass das Fahrwerk für den Alltagsbet­rieb ungewünsch­te Härte zeigen würde. Mit dem C400 (333 PS) gibt es noch einen weiteren Sechszylin­der, alle anderen Motoren sind Vierzylind­er. Von denen fuhren wir im Ca- brio den stärksten, den C300 – ein Zweiliterm­otor mit 258 PS.

Der neue Dieselmoto­r 220d stammt ursprüngli­ch von Renault (wie auch die kleinen Benziner), wurde von Mercedes aber umfangreic­h auf höhere Ansprüche getrimmt. Eine ganze Kaskade an Abgasnachb­ehandlunge­n (mit SCRKat, somit AdBlue an Bord) sorgt für herzeigbar­e Werte auch im Realbetrie­b laut Euro-6d-Temp.

Ach ja: Feindliche Parkremple­r werden registrier­t und dem Eigner per Smartphone mitgeteilt, der kann sich schon vorab ärgern. Bald soll das Kennzeiche­n des Übeltäters mitgeliefe­rt werden. (tiv)

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[ Werk]

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