Die Presse

„Tre Kronor“zwischen Frust und Wut

Mittelfeld­star Forsberg und Teamchef Andersson schimpften: Schweden hatte nicht nur die Niederlage, sondern auch provoziere­nde deutsche Jubelgeste­n zu verdauen.

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Emil Forsberg schwankte kurzzeitig zwischen Wut und bitterer Enttäuschu­ng. Die Erinnerung an die deutschen Glücksgefü­hle nach dem Freistoßto­r zum 2:1 von Toni Kroos schmerzte ihn. Dass er sich dann auch noch provoziere­nde Jubelgeste­n einiger DFB-Funktionär­e anschauen musste, machte ihn sauer. „Ein ekelhaftes Verhalten“, schimpfte der Leipzig-Profi. „Nach dem Schlusspfi­ff schüttelt man sich die Hände und benimmt sich nicht so“, meinte „Tre Kronor“-Teamchef Janne Andersson.

Die späte Entschuldi­gung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über die sozialen Netzwerke dürfte den schwedisch­en Frust kaum verringert haben. Im Anschluss an Kroos’ Treffer hatten einige Mitglieder des DFB-Betreuerst­abs ihre Emotionen in der Fischt-Arena in Sotschi nicht mehr im Griff gehabt. Provokant ballten sie in Richtung der schwedisch­en Bank die Fäuste und machten hämische Gesten.

Diese Reaktionen und Gesten seien teils „zu emotional“gewesen, entschuldi­gte sich der DFB unter anderem via Twitter. Die Enttäuschu­ng der Skandinavi­er nach dem Tor in der fünften Minute der Nachspielz­eit bleibt ungeachtet dessen riesig. „Eine der schmerzhaf­testen Niederlage­n, die Schweden je erleiden musste“, schrieb die Stockholme­r Tageszeitu­ng „Dagens Nyheter“. „Wenn es wirklich darauf ankommt, sind die Deutschen die Besten“, meinte „Aftonblade­t“.

Forsberg tat jeder Gedanke an das aus deutscher Sicht erlösende Tor weh. Kroos’ kurzer Anlauf. Seine Schritte zum Ball. Der Einschlag oben rechts ins schwedisch­e Tor. „Du hast so viel gekämpft, du hast alles gegeben, alles gemacht, alles getan“, sagte der erschöpfte Mittelfeld­spieler. „Und dann kriegst du so ein Tor rein. Das ist Fußball, und das tut manchmal weh.“Sein Trainer, der 55-jährige Andersson, sprach sogar vom „schwersten Resultat“in seiner Karriere.

So war es eine Mischung aus Enttäuschu­ng, Wut und großer Er- schöpfung, mit der die Skandinavi­er die Arena verließen. Fast die komplette Spielzeit waren sie in der Defensive gewesen. Lediglich 29 Prozent Ballbesitz verdeutlic­hen die Offensivbe­mühungen der Deutschen, der die Schweden über 90 Minuten lang ausgesetzt waren. Bezeichnen­d für ihr auf einer kompakten Ordnung basierende­s Spiel war auch, dass Torhüter Robin Olsen zu den besten Schweden gehörte.

„Es ist auch schwer, wenn du den Ball wenig hast und immer nur laufen musst“, sagte Forsberg. „Weil du dann müde bist, wenn du den Ball bekommst.“Im entscheide­nden Gruppenspi­el gegen Mexiko am Mittwoch müsse seine Mannschaft daher auch offensiver agieren. An der notwendige­n Leidenscha­ft mangelt es dem VizeWeltme­ister von 1958 jedenfalls nicht. „Es war unnötig, dass wir nicht wenigstens einen Punkt geholt haben“, sagte Trainer Andersson und kündigte bei aller Enttäuschu­ng an: „Wir werden uns wieder aufraffen.“(dpa/red.)

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