Die Presse

Argentinie­ns Fußballleh­rer mit dem Latein am Ende

Bei gleich fünf WM-Teilnehmer­n haben argentinis­che Trainer das Sagen. Aber wie das Nationalte­am des Landes haben auch die Coaches enttäuscht. Heute werden sich die ersten beiden im direkten Duell verabschie­den.

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„Wenn du etwas über Fußball wissen möchtest, musst du nach Argentinie­n reisen“, sagte Pep Guardiola einmal. Er hatte gerade zwei argentinis­che Trainerleg­enden getroffen: Cesar´ Luis Menotti, den Weltmeiste­rtrainer von 1978, und Marcelo Bielsa, der es vor allem in Südamerika zu Ruhm gebracht hatte. Das war kurz bevor Guardiola in Barcelona den Fußball revolution­iert hat. Helenio Herrera, eine andere argentinis­che Trainerleg­ende, die den Catenaccio in den 1960er-Jahren mit Inter Mailand groß gemacht hatte, war da bereits verstorben.

Bei der WM in Russland haben gleich fünf argentinis­che Trainer das Sagen, keine Nation stellt mehr Teamchefs. Aber wie für Jorge Sampaoli, dessen argentinis­che Auswahl rund um Lionel Messi vor dem Zerfall steht, läuft es auch für seine Trainerlan­dsleute alles andere als gut. Jose´ Pekerman´ kämpft mit Kolumbien noch um den Aufstieg, Ricardo Gareca (Peru), Hec-´ tor Cu´per (Ägypten) und Juan Antonio Pizzi (Saudiarabi­en) sind allesamt vor ihren letzten Gruppenspi­elen schon ausgeschie­den. Cuper´ und Pizzi stehen sich heute im direkten Duell gegenüber, es geht nur noch um die Ehre.

Dabei sind die argentinis­chen Fußballleh­rer mit viel Renommee nach Russland gekommen. Mit Ausnahme von Sampaoli haben sie sich ihre Sporen in der argentinis­chen Liga verdient. Abgehärtet im Fußballall­tag des von Finanz- und Regierungs­krisen gebeutelte­n Landes haben sie sich als Spezialist­en für schwierige Bedingunge­n erwiesen – und dafür, mit wenig Mitteln auszukomme­n.

Gareca etwa hat Peru zur ersten WM-Teilnahme der Geschichte geführt. Die Peruaner nahmen es ihm auch nicht mehr übel, dass es sein Tor für Argentinie­n war, das 1986 die WM-Hoffnungen des Landes beendet hatte. Sie feierten den 60-Jährigen vielmehr für seinen Ballbesitz­fußball.

Auch Pekerman´ hat Historisch­es geschafft. Seit sechs Jahren ist er für Kolumbien verantwort­lich, 2014 hat er in Brasilien mit dem Viertelfin­ale das beste WMResultat in der Geschichte Kolumbiens erreicht. James Rodr´ıguez stieg unter ihm zum Weltstar auf. Mit Argentinie­n hat Pekerman,´ 68, auch schon gefeiert: Dreimal führte er die U-20-Auswahl (1995, 1997, 2001) zum WM-Titel.

In Russland wird neben Sampaoli derzeit He´ctor Cu´per am heftigsten kritisiert. Der 62-Jährige, mit Valencia zweimal im Champions-League-Finale, ist zum Nationalhe­lden Ägyptens aufgestieg­en, weil er das Land zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder zur WM gecoacht hat. Nun hält seine Truppe rund um Superstar Mo Salah aber schon bei zwei Niederlage­n. „Ob ich weitermach­en werde, werden wir sehen. Wir wollen uns bestmöglic­h verabschie­den“, meinte Cu´per im Vorfeld der heutigen Partie gegen Saudiarabi­en (16 Uhr, Wolgograd).

Bei den Saudis sitzt Juan Antonio Pizzi auf der Trainerban­k. Auch für Pizzi, der noch mit Pep Guardiola beim FC Barcelona gespielt hat und mit dem späteren Starcoach im Trainerkur­s saß, ist die WM danach gelaufen. Sein größter Erfolg bleibt der CopaAmeric­a-Titel 2016 mit Chile. (joe)

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