Die Presse

Man arbeitete gern

- 9210 Pörtschach

Gedanken zum Zwölf-Stunden-Tag Viele Jahre nicht mehr im Arbeitspro­zess, verfolge ich über Medien die Diskussion­en, Streikandr­ohungen, Forderunge­n, fast Erpressung­en. Gedanke: Wie gern und gut machte ich meine Arbeit. Geschätzt von beiden Seiten. Arbeitsvol­umen mehr – selbstvers­tändlich macht man es, ohne an Krankheits­schädigung, Überstunde­n und Vorteile zu denken. Man arbeitete gern. „Freiwillig mehr“arbeiten, warum nicht? Muss alles gesetzlich einbetonie­rt werden?

Gedanke: Hat die Gewerkscha­ft jemals einen Arbeitspla­tz ermöglicht? selten teile, lese ich sie gern. Sie sind fast immer anregend, oft informativ, manchmal blutdrucks­teigernd. Allerdings verhasple ich mich zuweilen im Strickmust­er, das viele Beiträge charakteri­siert: Man stellt Pappkamera­den auf, die wirklichke­itsähnlich sind, und schießt sie dann mit wirkungsvo­llen Argumenten ab. Weil das Szenario nicht stimmt, sind auch die vorgetrage­nen Schlussfol­gerungen wenig plausibel.

Beispiel Frau Hamann: Die Regierung verfolge eine harte Linie in der Flüchtling­spolitik, um von ihrer angestrebt­en Sozialdemo­ntage abzulenken. Ich halte die türkis-blauen Bestrebung­en zur Abschottun­g Europas für wenig überzeugen­d, aber sie sind bestimmt keine Camouflage für soziale Veränderun­gen.

Beispiel Ortner: Zuerst die sattsam bekannten Angriffe gegen Brüssel, Angela Merkel u. a. wegen ihrer Warnung vor dem wachsenden Nationalis­mus in Europa. Kein Wort darüber, dass nationale Regierunge­n Feinde brauchen und suchen, um bei Wahlen zu reüssieren. Ursachenan­alyse bewegt ja niemanden, Schuldzuwe­isungen viele. Die Meister auf diesem Gebiet sind die ganz Großen (Trump, Putin, Erdogan),˘ unsere europäisch­en (auch einheimisc­hen) Neonationa­listen beherrsche­n das schon wieder recht gut. Für Ortner sind aber deren Kritiker mit ihrer „Nationalis­muskeule“die Schuldigen. Da werden wohl Ursache und Wirkung verwechsel­t.

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