Angst vor Embargo treibt Ölpreis
Iran. Amerika fordert einen globalen Importstopp für iranisches Öl und droht mit Sanktionen. In Österreich trifft das die OMV. Dem Iran kann all das vermutlich egal sein, den Autofahrern nicht.
US-Präsident Donald Trump forciert seine Anti-Iran-Politik und sticht dabei ins nächste ökonomische Wespennest. Ab viertem November soll kein Land mehr Öl aus dem Iran importieren, drängt Washington und droht andernfalls mit Sanktionen. Damit zielen die USA unter anderem auf die österreichische OMV, die enge Kontakte zum Iran unterhält und Teheran 2017 Erdöl um hundert Millionen Euro abgekauft hat. Auch volkswirtschaftlich wäre ein globales Embargo nicht zu vernachlässigen, ist der Iran doch der fünftgrößte Erdölproduzent der Welt. Schon die Aussicht auf ein Ende der iranischen Lieferungen hat die Ölpreise nach oben getrieben. Aber ist der Importstopp wirklich umsetzbar, was wären die Folgen für Österreich und welche Kollateralschäden riskieren die USA? „Die Presse“beantwortet die wichtigsten Fragen.
1 Wird Amerika dem Rest der Welt das Embargo aufzwingen können, und was hieße das für die iranische Volkswirtschaft?
Der Iran ist finanziell stark abhängig von seinen Erdölexporten. Jeden Tag liefert Teheran 2,6 Millionen Fass Erdöl vornehmlich nach Asien und Europa (siehe Grafik). Damit stellt der Sektor zwei Drittel der gesamten iranischen Exportwirtschaft. Dennoch muss sich das Land nicht allzu sehr vor dem Embargo fürchten. Bei vielen Ländern wie Japan oder Südkorea wird es den USA gelingen, Importe zu verhindern. Die Türkei will sich jedoch widersetzen. Und auch bei China und Indien, den größten Kunden des Irans, dürfte es schwierig werden. „Weil sie die Einmischung nicht wünschen bzw. die Logik der Sanktionen nicht teilen“, sagt David Wech vom Analysehaus JBCEnergy zur „Presse“. „Insbesondere China könnte die Chance ergreifen, große Volumen billig einzukaufen und gleichzeitig den angestrebten Wechsel aus dem Dollar fördern.“Der Iran wird in Asien zwar etwas weniger pro Fass verdienen als im Westen, diesen Effekt gleicht der höhere Ölpreis aber aus.
2 Was bedeutet der Importstopp für den globalen Ölmarkt? Werden die Preise für den Rohstoff weiter steigen?
Ja. Schon die Ankündigung, dass iranische Lieferungen ausfallen könnten, ließ die Ölpreise zuletzt um fünf bis sieben Prozent auf weit über 70 Dollar je Fass nach oben klettern. Und das, obwohl das Erdölkartell Opec erst am Freitag beschlossen hatte, mehr Öl zu fördern, um den Preis zu dämpfen und der zuletzt schwächelnden globalen Konjunktur damit unter die Arme zu greifen.
3 Wie stark ist Österreich von den Vorgängen betroffen? Ist die OMV durch Sanktionen der Vereinigten Staaten bedroht?
Offiziell gibt sich der teilstaatliche Mineralölkonzern über sein Geschäft mit dem Iran zugeknöpft und und betont lediglich, dass man sich „an alle Sanktionen halten“wolle. Nach Zahlen vom Fachverband der Mineralölindustrie hat die OMV im Vorjahr aber um 100 Millionen Euro iranisches Öl importiert. Für die Versorgung des Landes wäre ein Im- portstopp kein Problem. Die Menge entspricht nur vier Prozent der heimischen Erdölimporte. Wirklich treffen wird es die Autofahrer im Land, die sich auf höhere Benzinpreise einstellen müssen.
4 Höhere Ölpreise schaden auch Unternehmen und Bürgern in den USA. Wird Washington zum Opfer der eigenen Politik?
Donald Trumps Kalkül kann nur aufgehen, wenn es Saudi-Arabien gelingt, die Exporte des Rivalen Iran zu ersetzen. Die Saudis haben angekündigt, so viel Öl aus der Erde pumpen zu wollen wie nie zuvor. Reicht es dennoch nicht, könnte das Embargo zum Eigentor für Trump werden. Steigen die Ölpreise bis Herbst stark, könnte das die Wähler bei den Mid-Term-Elections verärgern.