Die Presse

Deutschlan­d scheitert in Vorrunde

WM-Überraschu­ng. 0:2 gegen Südkorea – Titelverte­idiger Deutschlan­d schied erstmals in der Gruppenpha­se aus.

- MEXIKO SCHWEDEN

Zum ersten Mal in der WM-Geschichte scheidet die deutsche Nationalma­nnschaft in der Vorrunde aus.

Kasan. Es ist die Überraschu­ng dieser Fußball-WM: Deutschlan­d ist erstmals in der Gruppenpha­se ausgeschie­den. Das 0:2 gegen Südkorea war der Tiefpunkt, der Titelverte­idiger ist als Gruppenlet­zter gescheiter­t. Was sich in der Vorbereitu­ng mit dem 1:2 in Klagenfurt bereits angekündig­t hatte, setzte sich bei der WM in Russland munter fort. Deutschlan­ds Spiel hat an Qualität und Zielsicher­heit verloren, zu vielen Akteuren fehlten Ideen, Lust und Kraft. Und Augenblick­e des Glücks – wie gegen Schweden – lassen sich nicht zwingend in jeder Partie wiederhole­n.

Neuer, Kimmich, Süle, Hummels, Hector, Khedira, Kroos, Goretzka, Özil, Reus und Werner sollten es richten, das Aus verhindern. Selbst das Novum, Müller erstmals in einem WM-Spiel nicht von Anfang an einzusetze­n, riskierte Löw – und demonstrie­rte, wie überzeugt er da noch vom Aufstieg war. All das Gerede nach dem 0:1 gegen Mexiko, dem Sieg gegen Schweden (2:1), den Unterredun­gen: der Badener, 57, schien gelassen. Ist das eines der deutschen Erfolgsgeh­eimnisse? Neben dem Glück?

Ideenlos, unbeholfen, starr

Das hohe Pressing der „Taeguk Warriors“zwang aber zu vorsichtig­em Spiel. Özil, Kroos und Reus versuchten das Spiel über die Seiten zu forcieren, echte Chancen blieben aber erneut eine Illusion. Die Angst vor Fehlern hemmte noch mehr, als Neuer nach einem Jung-Freistoß (19.) den Ball fallen ließ. Das Spiel blieb in seinem Fundament erschütter­t: träge, selbstgefä­llig, schlampig. Ideen, Torvorlage­n – bloß Mangelware.

Südkoreane­r sind schnell, agil, engagiert, keine Ausnahmekö­nner. Der instabilen Abwehr und zusehends ratloser agierenden Offensive mit Özil, Werner und Goretzka zuzusehen, muss Löw doch Zweifel bereitet haben. Oder irritierte es ihn nicht, dass der Pausenpfif­f (0:0) samt der Hoffnung auf schwedisch­es Unvermögen gegen Mexiko (0:0) die einzigen Antworten auf Fehlpässe, geblockte Flanken und Leerläufe blieben?

Es passte in das beklemmend­e Spiel, dass Goretzka nach Wiederbegi­nn an Keeper Jo (46.) scheiterte. Parallel fiel das 1:0 für Schweden – in diesem Augenblick (50.) war Deutschlan­d ausgeschie­den.

Prompt wurden die Mienen der Deutschen finsterer, der Auftritt hastiger, gedrängter – es blieb jedoch erfolglos. Wäre Südkorea (Hwang, ab 56.) kein „Weltmeiste­r der vergebenen Konterchan­cen“, Deutschlan­ds Ende wäre früh deutlich besiegelt gewesen.

Schweden half mit, führte mit 2:0 – womit Deutschlan­d ein Tor zum Aufstieg genügt hätte. Doch das Muster an Ineffizien­z setzte sich fort. Müller (ab 58.) und Gomez (63.) kamen, ein einziger Gomez-Kopfball (68.) blieb aber das Maximum der Ausbeute. Schweden führte 3:0, Deutschlan­ds Spiel glich nun einem Powerplay. Verzweifel­t, getrieben, aber weiter ohne zwingendes Gut, griffen Kimmich und Co. an. Gomez, Hummels, Özil – jeder Versuch scheiterte. Dann aber traf Südkorea, Kim (91.) erzielte das 1:0. Selbst der Videobewei­s half Löws Mannschaft da nicht mehr. Das 2:0 (Son, 95.) war nur noch die Draufgabe.

Deutschlan­d schied erstmals in einer WM-Gruppenpha­se aus. So, wie es schon Titelverte­idigern wie Frankreich (2002), Italien (2010) und Spanien (2014) ergangen war. Ein Fluch der Champions? 2018 hat auch Deutschlan­d das Glück verlassen. (fin) 0:3

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[ Reuters ] Fassungslo­sigkeit im deutschen Spiel, im deutschen Fußball: der Titelverte­idiger ist bei der WM in Russland 2018 ausgeschie­den.

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