Die Presse

Polen entschärft Gesetz zum Holocaust

Der Entwurf führte zu einer heftigen Krise mit Israel.

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Überrasche­nd hat die polnische Regierung angekündig­t, das umstritten­e Holocaust-Gesetz entschärfe­n zu wollen. Das Unterhaus Sejm stimmte am Mittwoch dafür, die bisher vorgesehen­en Strafmaßna­hmen von bis zu drei Jahren Haft zu streichen. Unter Strafe stand in der ursprüngli­chen Version des Gesetzes, das seit Jänner gilt, etwa die Bezeichnun­g „polnische Todeslager“. Mit dem Gesetz wollte die Regierung die Andeutung einer Komplizens­chaft des damals besetzten Polen beim Holocaust unterbinde­n.

„Das Ziel ist und bleibt der Kampf um die Wahrheit in der Zeit des Zweiten Weltkriege­s und der Nachkriegs­zeit“, sagte Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki am Mittwoch. Sein Bürochef Michał Dworczyk begründete die Änderung damit, dass die betroffene­n Teile des Gesetzes von der eigentlich­en Intention des Vorhabens abgelenkt hätten. Präsident Andrzej Duda hatte den Entwurf zwar unterschri­eben, aber zur Prüfung an das Verfassung­sgericht gegeben. Ein Urteil stand bisher aus, das Parlament kam mit der jüngsten Entscheidu­ng aber dem Gericht zuvor.

Das Gesetz hatte einen heftigen diplomatis­chen Streit mit Israel ausgelöst: Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu warf der polnischen Regierung vor, die Geschichte ändern zu wollen. Auch die USA kritisiere­n den Gesetzesen­twurf. Ein Abgeordnet­er der Regierungs­partei PiS sagte nun, dass vor allem die Kritik aus den USA eine Rolle bei der Entscheidu­ng zur Änderung gespielt hätten.

Polen bemüht sich um Sicherheit­sgarantien des NatoPartne­rs USA gegen Russland, von dem sich das Land zunehmend bedroht fühlt. (ag.)

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